Stundenentwürfe

(Bild: Titelseite EBU 4/1998)

Hier finden Sie ausgearbeitete Unterrichtsvorschläge, die Sie in Vertretungsstunden einsetzen können. Lehrziele und Arbeitsschritte sind angegeben, dazu gibt es Arbeitsmaterialien, Aufgabenblätter und Lösungsvorschläge. Sie sind in meiner Zeit als Begründer und Herausgeber der Zeitschrift EBU (Englisch betrifft uns) entstanden und dort erschienen. Nicht immer konnte ich die wohl fehlerfrei publizierten Versionen fehlerfrei reproduzieren; man kann sie weiterhin über den Verlag Bergmoser & Höller  auch mit den entsprechenden Illustrationen beziehen (siehe auch die Rubrik Practice ideas / suggestions for teachers in meiner Publikationsliste). Bitte vor dem Unterrichtseinsatz die Blätter sorgfältig durchsehen und  für die Klasse adaptieren.

Classroom English – spot the spelling mistakes
(from class 5 on)

Two sketches for special occasions – easy to play, fun to act out
(Class 5 and class 7)

Bingo – different and more demanding

Goldilocks and the three bears. Fun with fairy tales
(ab Klasse 7)

Puzzle stories and other ways of asking questions
(from class 7 on)

Overhearing telephone conversations. Activities to improve listening skills
(from class 7 on)

Sentence Openings – a writing activity for intermediate and advanced classes

Story beginnings. A writing activity for intermediate and advanced classes

A Buddhist story and the art of asking questions 
(from class 8 on)

„War“ and other five-line poems. A great idea from the internet
(from class 8 on)

Emily Dickinson – three short poems to remember
(from class 8 on)

Our inmost thoughts.  Arbeit an einem Text von W. Somerset Maugham
(from class 10 on)

Discovering myself: A questionnaire for advanced classes

British quotations
Oral and written exercises for advanced pupils (from class 12)

Einführung

Sprache muss inszeniert werden. Studieren Sie mit Ihren Kindern lustige Sketche ein und machen Sie auf diese Weise wichtige Redemittel verfügbar. Unterrichten sie Ihre Anfänger einmal anders als bisher. Versuchen Sie’s mal mit  der Muttersprachenmethode von C. J. Dodson und Wolfgang Butzkamm – Erfolg garantiert!

Ich biete  Sprachlerntexte für den Anfangsunterricht, die zugleich vergnügliche Sketche sind. Oder umgekehrt: lustige Spielszenen, die zugleich Sprachlerntexte sind. Das Einüben auch kurzer Texte bedeutet für Anfänger intensive Arbeit. Sie wird gern geleistet, wenn am Ende der gut gespielte Sketch steht. Mit ihm erleben die Schüler einen doppelten Erfolg. Die fremden Sätze sind gemeistert. Sie kommen ihnen leicht von den Lippen. Die Freude über das sprachliche Können wird aber noch gesteigert durch das spielerisch-darstellende  Element. Denn der Text, obwohl fertig vorgegeben, wird an dieser Stelle schon zum eigenen Text, wenn ihm die Schüler Stimme und Präsenz verleihen.

Die Arbeit mit unseren  Laugh&Learn Dialogues  basiert auf zwei Grundannahmen. Die erste: Sprachen werden besonders gut gelernt, wenn sie inszeniert werden. Das ist Kommunikation mit allen Sinnen. Menschen sind von früh auf befähigt, sich in andere hinein zu denken und hinein zu fühlen. Gesichter, Augenkontakt, Körpersprache – da hinein ist Lautsprache verwoben, und genau darauf  bauen wir auch die neue Sprache auf.

Die zweite Grundannahme: Unser Sprachsinn hat sich in und an der Muttersprache entfaltet. Wir können eine fremde Sprache überhaupt nur verstehen und sprechen lernen, weil wir uns schon als Säugling, Kleinkind und Kind jahrelang in Sprache überhaupt eingearbeitet haben. Die Muttersprachenmethode versteht dieses in uns angelegte Wissen und Können konsequent auszureizen. Deshalb gelingt es auch, die Lernschwachen mitzunehmen. Sie ist der Garant des  Lernerfolgs. Sie ist das eigentlich Neue.

Ohne die Muttersprachenmethode wären die Sketche von Anfängern gar nicht zu meistern.  Denn nur mit der Muttersprachenmethode, insbesondere der Sandwich-Technik  und der Mitlestechnik, werden eine strenge Ausrichtung an der Grammatik sowie eine ebenso strenge Beschränkung des Wortschatzes überflüssig. Natürlich wird Grammatik, soweit wie nötig, nach wie vor im geordneten  Nacheinander bewusst gemacht. Aber Formen der Zukunft oder der Vergangenheit, des Fragens oder Verneinens usw. dürfen schon in den ersten Texten vorkommen. So wie der Lehrer schon von Anfang an das past tense gebraucht, wenn er lobt: „That was a good answer.“  Damit werden auch schon im Anfangsunterricht Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung möglich.  Die Sprache ist ja so reich, unerschöpflich reich. Mit der Muttersprachenmethode können wir an diesem Reichtum von Anfang an teilhaben.  Sie ist mittlerweile ein ausgereiftes Verfahren, seit vielen Jahren im Unterricht  erprobt, auf Kongressen und Lehrer-Workshops vorgestellt und filmisch dokumentiert. Lesen Sie unbedingt die Gebrauchsanweisung, bevor Sie die Texte ausprobieren.

Gebrauchsanweisung

Das Einstudieren nach der Muttersprachenmethode

Die erste Aufgabe besteht darin, die Texte einzustudieren, damit die Schüler sie vor der Klasse vorführen können, und zwar so gut, als ob sie in der Muttersprache geschrieben wären. Unsere Texte sind spielbar, d.h. vor allem kurz und damit einprägbar, dazu aufregend, spannungsreich, dramatisch. Spielbarkeit bedeutet eine besondere Intensität des Fühlens und Erlebens, die sich vor allem intonatorisch, mimisch und gestisch mitteilt. Hier wird nicht nur gesprochen, sondern auch geschrien und geflüstert, gepoltert, gezetert, geklagt und gejubelt.

Schon beim allerersten Vorsprechen muss der Lehrer dieses Endziel vor Augen haben und die Sätze mit entsprechendem stimmlichen, mimischen und gestischen Einsatz vorsprechen. Das wiederum erleichtert es dem Schüler, seinerseits aus sich herauszugehen und in eine Rolle zu schlüpfen.

Anfangs sind das genaue Hören und Artikulieren für den Schüler das Hauptproblem. Es gilt, das Ohr neu zu schulen und die Sprechmotorik neu einzustellen. Genau diese Arbeit kann dem Lerner niemand abnehmen. Sie muss von ihm selbst geleistet werden. Wir erleichtern ihm diese Arbeit, indem wir ihm an anderer Stelle voll entlasten: beim Verstehen des Zugesprochenen.

Die Sandwich-Technik

Deshalb benutzen wir die Sandwich-Technik. Der Lehrer spricht einen Satz  vor, schiebt eine Übersetzung ein und wiederholt dann das Original: L2 => L1 => L2.

Lehrer:
What’s so terrific about him?
Was ist eigentlich so toll an dem?
What’s so terrific about him?

Lehrer:
Think of the responsibility.
Denk doch mal an die Verantwortung.
Think of the responsibility.

Auf diese Weise wird sich der Schüler sofort in dem Text zurechtfinden, die Tonlage erkennen, die Gesprächssituation, wie die Sprecher zueinander stehen usw. Denn es geht ja darum, den Schüler so schnell und so schmerzlos wie möglich in die Lage zu versetzen, den Text frei vorzuspielen. Alles, was uns diesem Ziel unmittelbar näher bringt, ist gut.

Dazu bedarf es aber noch weiterer Tricks, die genau zu beachten sind!

Denn bevor die Schüler laut wiederholen, spricht der Lehrer bei schwierigen Sätzen den Satz noch einmal still vor, simultan sprechen die Schüler still mit. Sie schauen dabei auf die Mundbewegungen des Lehrers, der dabei auch seine Schüler anblickt („I want to see your lips moving.“).  Erst jetzt zeigt er auf einzelne Schüler, Schülergruppen oder die ganze Klasse, die jetzt laut nachsprechen.  An dieser Stelle wird also niemand namentlich aufgerufen, denn Hören und Nachsprechen, Stimulus und Respons sollen unmittelbar aufeinander folgen. Dabei achtet der Lehrer darauf, dass die Schüler möglichst auch die untermalende Gestik nachmachen bzw. nach eigener Manier gestalten. Außerdem kann der Lehrer den Satz beim ersten Mal auch etwas langsamer vorsprechen als sprechüblich.

Lehrer:
What’s so terrific about him?
Was ist eigentlich so toll an dem?
What’s so terrific about him?

Jetzt spricht der Lehrer den Satz noch einmal still, und die Schüler sprechen still mit: What’s so terrific about him?
(Lehrer zeigt auf Schüler oder Gruppe.)

Schüler / Gruppe:
What’s so terrific about him?
(Mehrere Schüler,  Tischgruppen und Klassenchor wiederholen nacheinander)

Schauen wir noch mal hin, wie die Muttersprache mithilft. (1) Die eingeschobenen Übersetzungen sind Mitteilungsäquivalente und damit so idiomatisch und treffend, dass die Schüler sofort im Bilde sind. Deutsche  Abtönpartikel wie „eigentlich“, „doch“, „mal“ spielen hier eine wichtige Rolle. (2) Auch die rein stimmlich vermittelten Informationen kommen dabei zur Geltung. Die Stimme vermittelt Stimmungen, das gilt nicht nur für den fremden Satz, sondern auch für  das muttersprachliche Äquivalent. (3) Schließlich kommen Gestik und überhaupt die ganze Körpersprache hinzu. (4) Darüber hinaus kann man auch mal die Schüler fragen, ob sie die Idee noch anders ausdrücken würden, z.B.“ Was ist denn so toll an dem?“ oder „Was ist denn so besonders an dem?“  Überhaupt können wir noch alternative Übersetzungen anbieten, etwa:

It’s time for Betty to go to bed. Es ist Zeit, dass Betty ins Bett geht.
Es wird Zeit, dass Betty schlafen geht.
Es ist an der Zeit, dass Betty schlafen geht.

Backward build up

Gelingt das Nachsprechen nicht auf Anhieb, meist weil der Satz zu lang ist, bauen wir ihn jetzt von hinten nach vorn auf:

about him
terrific about him
so terrific about him
What’s so terrific about him?

Die Schüler sprechen die Stückchen jeweils nach, bis sie am Ende den ganzen Satz aus dem Arbeitsgedächtnis produzieren, dann aber auch mit der ihm eigenen Intonation. Das gleiche gilt auch für längere Wörter:

Think of the responsibility.
bility
sponsibility
responsibility
Think of the responsibility.

Doppelverstehen: Brückendeutsch

Die idiomatische Übersetzung sagt den Schülern also, was und wie’s gemeint ist. Bei vom Deutschen abweichenden Strukturen müssen wir aber auch noch wissen, wie’s gesagt ist: das Prinzip des Doppelverstehens. Wird die Idee fremdsprachlich anders ausgedrückt, muss dies der Schüler auch durchschauen. Deshalb spiegeln wir in solchen Fällen zusätzlich den Satz in der Muttersprache (Natürlich nicht, wenn sie die Konstruktion schon kennen bzw. von sich aus durchschauen):

Do you mean me?
Meinen Sie etwa mich?
Tun Sie meinen mich? (That’s what the English say)

What colour is her hair?
Welche Farbe hat ihr Haar?
Welche Farbe ist ihr Haar? (That’s what the English say)

Ein solcher Hinweis lohnt sich vielleicht auch dann, wenn die fremde Struktur ins Auge springt. Der Lehrer sucht eine gute, sinngemäße Übersetzung, die möglichst nah beim englischen Wortlaut ist (the closest natural equivalent) und gibt unter Umständen mehrere Versionen:

This boy is driving me crazy.
Dieser Junge macht mich verrückt / wahnsinnig.
Dieser Junge treibt mich in den Wahnsinn.

Die erste Version enthält die Gleichung crazy – verrückt, die andere verdeutlicht die Gleichung drive – treiben. Wir brauchen also dieses Brückendeutsch nicht nur, um Strukturen zu verdeutlichen, sondern auch um Wortverwandtschaften wie drive  –  treiben  zu klären und uns fremde Redewendungen verständlich zu machen. So weist der Lehrer auch darauf hin, dass drive auch fürs Autofahren gebraucht wird: drive a car. Falls es sie gibt, bevorzugen wir  also die Übersetzungen, die dem Original möglichst nahe kommen und trotzdem noch idiomatisch sind.

Weil die Muttersprachenmethode dieses Doppelverstehen oft problemlos leistet, sind grammatische „Vorgriffe“ jederzeit möglich – wie beim Mutterspracherwerb, wo die Eltern nicht an die Grammatik denken, sondern ganz aufs Verstandenwerden aus sind.  Past tense Formen, das will-Futur usw. sind schon in der ersten Englischstunde möglich! (Siehe „muttersprachliche Spiegelung“ Wikipedia)

(Siehe

Die Mitlestechnik

Neuer Sprachstoff sollte  mit Hilfe des Schriftbilds eingeführt werden – nach Art der Mitlestechnik, die das Sprechen unterstützt, ohne die Mündlichkeit des Unterrichts aufs Spiel zu setzen. Die Schrift leistet dreierlei:

  • Sie ist Hörstütze: z.B. ist deutlich abzulesen, ob ein th [  ] etwa im Gegensatz zu d,t oder s zu sprechen ist. Es gibt eindeutige Schrift-Laut-Korrespondenzen.
  • Sie ist Verstehensstütze:  Sie bildet allein schon durch die Wortzwischenräume die Grammatik ab.
  • Sie ist Gedächtnisstütze: Ein Text wird gleich doppelt verankert, durch Hören und Sehen.

Außerdem gibt es durch den verfügbaren Text mehr Übungsmöglichkeiten.

Schriftinterferenzen sind dabei nicht ganz zu vermeiden, aber die Vorteile überwiegen die Nachteile‚ wenn es richtig gemacht wird und die Schüler nicht ablesen, sondern zwischendurch  mitlesen.

◗ Die Schüler wissen, dass die Schrift zu Aussprachefehlern verführt. Das muss ihnen an einleuchtenden Beispielen wie ‚know‘ gezeigt werden.

◗ Die Schüler schauen und hören auf den vorsprechenden Lehrer: „Ihr richtet euch nach dem, was ihr hört, nicht nach dem, was ihr seht!“

◗ Alle Schüler sprechen den Satz still nach mit Blick auf den Lehrer, nicht auf die Schrift.

◗ Wenn aufgefordert, sprechen sie den Satz laut nach mit Blick auf den Lehrer, nicht auf die Schrift.

◗ Zwischendurch (wenn andere sprechen), vergewissern sie sich am Schriftbild, sooft sie wollen. Sie sehen den fremden Text, hören ihn aber noch innerlich.

◗ Bei Satzabbruch während des Nachsprechens – ihr Gedächtnis lässt sie im Stich – dürfen sie schnell auf den Text schauen (Das tun sie dann ganz von selbst!). Wenn sie später beim Proben und Spielen des Dialogs stecken bleiben, genügt ebenso ein kurzer Blick auf den Text, und sie können sich meist die ganze Zeile phonetisch richtig ins Gedächtnis zurückrufen.

Ich wiederhole: Interferenzen, d.h. falsche Aussprache nach der Schrift, kommen vor, aber die Kosten-Nutzen Bilanz ist nachweislich insgesamt positiv.

Weitere Textdurchgänge

Natürlich müssen wir den Sketch mehrmals durchgehen, bevor die Schüler ihn frei sprechen können. Diese Durchgänge sind methodisch zu variieren, damit keine Langeweile aufkommt. Am Ende steht jedenfalls das freie Spielen (ohne Text!)  vor der Klasse. Es folgt eine Reihe von Schritten, aus denen der Lehrer jeweils eine kleine Auswahl treffen muss:

Textrezeption

  • L. trägt den Text noch einmal vor, die Schüler hören still und entspannt zu. Der Text kann einsehbar sein oder ist abgedeckt. Bei abgedecktem Text schließen die Schüler die Augen, um sich besser auf das Hören zu konzentrieren.
  • L. spricht die Sätze in zufälliger Folge vor. Die Schüler geben bei abgedecktem Text und sichtbaren Bildern die dazugehörige Bildnummer an. Variante: Die Schüler geben den Sprecher des Satzes an.
  • L. fragt: “Is this sentence from the dialogue or different?“ und gibt neben dem Dialogsatz auch inhaltlich veränderte (immer aber sprachlich korrekte) Sätze vor: “What’s so great about him?“ “What’s so terrific about her?” Die Schüler reagieren entsprechend mit same oder different oder halten grüne oder rote Antwortkarten hoch.  Oder: bei „falschen“ Sätzen bleiben sie sitzen, bei „richtigen“ Sätzen stehen sie auf – oder auch mal anders herum.

Später, wenn die Schüler schon flüssig schreiben können, führen sie die Übung selbständig durch: Jeder schreibt einen Satz aus dem Text auf,  verändert ihn oder auch nicht. Ein Schüler ruft einzelne Mitschüler auf, die ihren Satz vorlesen. Die Klasse reagiert wie üblich, indem sie rote oder grüne Antwortkarten hochhalten.

Textreproduktion

L. spricht den Text satzweise vor, Text und Bilder sind einsehbar. Die Schüler murmeln nach jedem Satz diesen mehrfach halblaut vor sich hin.

  • L. nennt Bild und Sprecher, die Schüler den dazugehörigen Satz. Die Bilder sind einsehbar, der Text ist weggefaltet.
  • L. nennt anstelle des ganzen Satzes ein prägnantes Wort aus dem Satz, die Schüler wiederholen bei abgedecktem Text den ganzen Satz.
  • Wie oben, das Signalwort  ist aber jetzt muttersprachlich.
  •  L. spricht die übersetzten Sätze vor, nacheinander wie im Original oder durcheinander. Bilder und Text sind einsehbar. Die Schüler sprechen den Originalsatz: Rückübersetzung.
  •  Ebenfalls Rückübersetzen, diesmal aber ist der Text abgedeckt. Diese zweite Rückübersetzung darf nicht fehlen, da sie dem Lehrer anzeigt, ob die Schüler den Text und zugleich seine Bedeutung behalten haben.
  • L. artikuliert einen Satz still, etwas langsamer als gewöhnlich und mit ausgeprägter Mimik und Gestik. Die Schüler erraten den Satz, lesen ihn z.T. von den Lippen ab. Das finden sie sehr spannend.
  • Stillarbeit: Jeder versenkt sich in den Text, spricht ihn leise vor sich hin und schützt sich dabei vor dem Gemurmel der anderen, indem er den Kopf in die Hände stützt und die Ohren abdeckt.
  • L. sagt überhaupt nichts. Bei abgedeckten Text und Bildern nennen die Schüler die Sätze, die ihnen in den Sinn kommen. “Say any sentence of the dialogue which comes to your mind.“ Dieser Schritt ist der letzte vor den Zielschritten und sollte nicht fehlen.
  • Bei jedem dieser Schritte kann die Lehrkraft einen Schüler auch bloß wiederholen lassen, was ein anderer schon richtig gesagt. D.h. der zweite Schüler hat’s leicht, er spricht bloß nach.

Zielschritte, obligatorisch

  • Partnerarbeit: Die Schüler sprechen sich die Sätze mit verteilten Rollen wechselseitig vor, wenden sich dabei einander zu, versuchen dabei schon, den Text auswendig zu sprechen, bleiben aber noch an ihren Plätzen sitzen: Lesen – aufschauen – anschauen – sprechen.
  • Generalprobe: Die Schüler haben sich in Gruppen je nach Anzahl der Sprechparts des Dialogs auf­geteilt. Sie üben das Stück nun im Raum verteilt ein, vereinbaren bestimmte Gesten, benutzen auch schon, soweit vorhanden, passende Requisiten
  • Einzelne Gruppen spielen Text vor der Klasse.

Grundsätzlich sollten keine Stücke ohne vorherige Generalprobe vorgeführt werden. Dabei geht der Lehrer von Gruppe zu Gruppe, berät die Gruppen, bügelt hier und da durch erneutes Vorsprechen ein­zelne Fehler aus usw. Es erhöht natürlich die Spielfreude, wenn die Lehrerin bei der anschließenden Vorführung vor der Klasse (nur Freiwillige vor!) geeignete Requisiten parat hat.

Diese und auf die Erstdarbietung folgenden Schritte sind ausführlich bei Butzkamm (20123, 148ff.) dargestellt.

Satzvariationen als Sinnvariationen.

Nach dem Vorspielen sollen die Schüler lernen, durch Austauschen, Weglassen, Erweitern und Umfor­men des Basisdialogs eigene Texte zu schreiben und zu spielen. Z.B. statt die Spülmaschine auszuräumen, muss der Hund ausgeführt werden (Work, work, work), und schon ist die Situation eine ganz andere. Oft gelingt das schon, wenn man einen fertigen Satz aus einem bekannten Text einfügt. Die Schüler sollen jedenfalls die Chance erhalten, selbst etwas zu finden.

Anfangs sollte man jedoch mehrere Dialoge hintereinander einüben, damit die Schüler einstudiertes Material zum Austauschen und Erweitern  zur Verfügung haben. Weiteres Sprachmaterial muss auch durch übliche Bausteine des Grundschulenglisch wie  die Wörter für Farben,  für Tiere zu Hause und im Zoo zur Verfügung stehen. Das ist die Startbahn, von der man abheben kann. Wenn später die  Dialoge  zur Auffrischung noch mal gespielt werden, können sie auch spontan verändert erweitert werden, da nunmehr neue sprachliche Versatzstücke zur Verfügung stehen.

Erst nachdem einige Frage-Konstruktionen in den Dialogen aufgetaucht sind, stellen wir Fragen zu den Stücken. Später auch solche, die sich naturgemäß ergeben, wenn die Schüler abgewandelte, eigene Stückchen vortragen. Natürlich reden wir jetzt die Schüler beim Namen an, statt bloß auf sie zu zeigen.

Damit sich die Schüler beim Umschreiben nicht überfordert fühlen, muss man jedoch noch eine Zwischenphase einschalten, in der das Austauschen, Erweitern und Umformen mit der Klasse geübt wird.

Was wir hier vorschlagen, erinnert an klassische Strukturübungen. Nur: sie sind jetzt zweisprachig –  eine entscheidende Veränderung! Denn jetzt verläuft die psychische Bahn vom gedanklichen Impuls zur Fremdsprache, vom Inhalt zum Ausdruck, wie im normalen Gespräch. Anders gesagt: Die deutsche Satzvorgabe wirkt wie ein gedanklicher Impuls, worauf der Schüler die fremdsprachliche Ausformung beiträgt. Wenn der Schüler dabei wörtlich zu übersetzen anfängt, unterbrechen wir ihn einfach und geben selbst den englischen Satz vor, den er nunmehr bloß wiederholt.  Besondere Vorsicht gilt den  Pronomen: Ich mag sie – *I like she. Und immer deutlich machen, was für ein „sie“  gemeint ist. Man kann auch zunächst solche „gefährlichen“ Vorgaben vermeiden. Schließlich muss man sie aber doch bringen, aber dann massenhaft:

Ich mag sie (die Mary).
Ich kenne sie (die Mary).
Ich liebe sie (die Mary).
Ich brauche sie (die Eltern, Plural!).
I like her.
I know her.
I love her.
I need them.

Der beste Weg, Interferenzen vom Deutschen  zu bekämpfen, ist sie weg zu üben. Durch Gewöhnung bildet sich dann das Sprachgefühl, das entscheidend ist.

Bei dieser Arbeit erschließt sich dem Schüler der Anwendungsbereich einer Fügung, und quasi nebenbei werden die Strukturen automatisiert. Durch die auszutauschende Lexik kommen neue Inhalte ins Spiel, die dem Schüler hier und da anzeigen können, ob die neue Wendung etwa auch für eigene Kommunikationsbedürfnisse taugt.

Genau hier wurde bei der Texteinführung schon vorgearbeitet, nämlich bei der same / different Übung. Wir können jetzt durchaus Sätze aus diesem Schritt wiederholen, nunmehr aber  bilingual:

Dieser Junge macht mich noch verrückt.
Dieses Mädchen macht mich noch verrückt.
Dieser Lehrer macht mich noch wahnsinnig.
Dieser Lärm macht mich noch verrückt.
Und schon Pronomen üben: …macht uns, ihn, sie…verrückt.
This boy is driving me crazy.
This girl is driving me crazy.
This teacher is driving me crazy.
This noise is driving me crazy.
Meinen Sie (etwa) mich?
Verstehen Sie mich?
Brauchen Sie mich?
Kennen Sie mich?
Und wieder Pronomen üben:
Kennen Sie ihn, sie, uns?
Do you mean me?
Do you understand me?
Do you need me?
Do you know me?

„These were my sentences. What do you want to say? Can you make your own sentences?”

Unsere Satzvariationen sind immer Sinnvariationen und darum auch keine grammatischen Trockenübungen – auch wenn sie auf dem Papier so aussehen mögen.  Wir achten darauf, dass die muttersprachliche Vorgabe immer sinnbetont, d.h. im natürlichen Tonfall und mit passender Mimik gesprochen wird. Wir tun so als ob! „Meinen Sie etwa mich?“ wird also als „echte“ Äußerung vorgesprochen. Wir erwarten vom Schüler dann auch ein sinnbetontes „Do you mean me?“ Nichts wird mechanisch herunter geleiert.

Nach einigen Vorgaben sind dann die Schüler an der Reihe. Sie sollen jetzt eigene Sätze bilden. Das fällt ihnen nach diesen Vorgaben nicht schwer. Sie können z.B. (falls sie die Schulfächer kennen), nun die Lehrer durchspielen: „Our music teacher is driving us crazy“ oder die Pronomina wechseln: „Do you mean him?“

Arbeitsschritte in Kürze:

1. Die zu übende Konstruktion stammt aus einem eingeübten Dialog und ist gewöhnlich ein ganzer Satz mit der ihm gemäßen Intonation, Mimik und Gestik. Er wird von den Schülern dem Sinn und der Form nach voll verstanden.

2. Der Lehrer beginnt mit einfachen, eher belanglosen Vorgaben und versucht es dann, wenn möglich, mit inhaltlich interessanteren Vorgaben. Dabei kann er auch neue Wörter einführen, muss sie aber auch anschreiben, schon des Behaltens wegen. Hier nutzen wir die Nähe der Sprachen zueinander. Wörter wie give, help, music teacher, must, arrogant  brauchen nicht in den Dialogen selbst vorkommen, sondern werden ad hoc eingeführt.

3. Die Schüler übernehmen und bilden eigene Sätze.  Damit wird die  Übung einsprachig. Die Schüler dürfen auch gerade erst gehörte Sätze erneut verwenden,  dürfen aber auch neue Wörter vom Lehrer erfragen. Schüler haben immer auch eigene Ideen, die sie gern einbringen (so wie sie stellenweise schon eigene Übersetzungen geliefert und vor allem ihre eigene Spielkunst gezeigt haben).

Wir kommen über das eigene Tun zum Können und führen unsere Schüler dann erst zum Sprachwissen und zu grammatischen Begriffen.

Mehr über Sinn und Funktion von Satzvariationen, auch wie man sie kommunikativ interessant machen und muttersprachlichen Interferenzen wirksam vorbeugen kann, erfahren Sie im Kapitel „Halbkommunikative Strukturübungen“ in meiner Methodik Lust zum Lehren (20123, 249ff.)

Nach dieser Vorarbeit können die Schüler in Gruppenarbeit den neuen Sketch als Ausgangstext für eigene Produktionen verwenden.  Sie haben jetzt die Gelegenheit, ihren Witz und ihre Ein­bildungskraft einzubringen oder auch die eigenen Probleme zu Hause oder in der Schule durchzuarbeiten.  Die Anfänge sind natürlich immer bescheiden. Weitere Laugh&Learn Dialogues können sie bei mir per Email anfordern.

Zwanzig Dialoge

Zum Download bitte anklicken:

English(1)
The model teacher
Language barriers
Sleepy Johnny
Home sweet home
Power to the children
Work, work, work
Wrong world
Go to the limits
Is she pretending?
Everybody loves ice-cream
The portrait
English(2)
School
A misunderstanding
Superlatives
Listen and learn
Head Boy/ Head Girl
Ahmed from Egypt
Family life

Weitere Dialoge können von mir per email (wbutzkamm@web.de) angefordert werden.

 

Kommentare / Übungsvorschläge

Kommentar zu The Model Teacher

Oskar ist ein cooler Typ, und sein Lehrer nicht in allem vorbildlich (The model teacher = der vorbildliche Lehrer; Brückendeutsch: der Lehrer als Modell). Das lieben die Schüler. In Bild 3 fragt der Lehrer freundlich und erstaunt nach, er weiß nicht, was los ist. Umso empörter ist er dann in Bild 4, fasst sich aber dann und macht den Spaß mit.

Die Eingangsfrage ist natürlich eine Aufforderung, keine Frage nach dem Können. Das wird durch das please klar. Wir machen das im Deutschen durch den Einschub „mal“ noch deutlicher.  Da aber sowohl can ebenso wie können  beide Bedeutungen  abdecken, braucht man nicht darauf eingehen.

An diesem leichten Text werden grundlegende Unterschiede der Wortstellung deutlich, auf die der Lehrer noch extra aufmerksam macht.

Can you read this?

What’s so difficult about it?

I can’t read your lousy handwriting.

Kannst du das mal lesen?

Was ist daran so schwer?

Ich kann Ihre miese Schrift nicht lesen.

„Also fallt nicht darauf herein, wenn ich die Sätze vom Deutschen her abfrage!“

Auf diese Weise können Interferenzen durch das Deutsche abgeblockt werden. Man geht auf Nummer sicher, wenn man bei dem Lernschritt, in dem die Sätze von Lehrer auf Deutsch vorgegeben werden, diese doppelt vorgibt, zunächst idiomatisch, dann wörtlich:

Lehrer: Kannst du das bitte mal lesen? Kannst du lesen das, bitte?

Schüler: Can you read this, please.

Hinzu kommt, dass den Schülern an dieser Stelle die englische Wortstellung durchaus einleuchtet. Ein Gefühl für die englische Wortstellung stellt sich aber erst beim freien Spielen der Texte ohne Textstütze ein. Hier wird Sprache verinnerlicht.

Das angefügte -s hat im Englischen mehrere grammatische Bedeutungen. Das macht die Sache schwer.  Deshalb ist die volle Form „What is so…“ in Klammern hinzugefügt.  Die sprechüblichen kontrahierten Formen haben Vorrang, aber die Vollform klärt Struktur und Bedeutung. Außerdem gibt die Vollform die Möglichkeit, den Satz auch sehr langsam und bestimmt vorzutragen: What – is – so –  difficult – about it? Durchaus natürlich!

Die wichtige Formel „My name’s…“  sollte man deshalb auch gleich doppelt  schreiben: My name’s… und (My name is… ).

Die Wörter aneinander binden:  What’s so difficult about it? About it? Hört ihr  das „tit“?

Satzvariationen

Durch die deutsch-englische Kontrastierung prägen sich die Unterschiede in der Wortstellung ein:

Kannst du das bitte mal lesen?

Könnt ihr das mal lesen?

Kannst du das schreiben?

Kannst du das auf Englisch sagen?

Can you read this, please?

Can you read this?

Can you write this?

Can you say this in English?

Grundsätzlich: Wenn wir bei den Satzvariationen vermuten, die Schüler würden es eher falsch machen, gilt das Prinzip des fruchtbaren Vorsagens

(oder wir verzichten ganz auf den Satz):

Lehrer:

Kannst du das auf Englisch sagen? Can you say this in English?

Und der Schüler wiederholt nur.

Auf diese Weise üben wir wichtiges classroom vocabulary. Wiederum gilt grunsätzlich für die Satzvariationen: Wenn wir neue Wörter einführen, sagen wir sie vor und schreiben sie sofort oder später an:

Kannst du mal den Satz lesen?

Kannst du mal die Zeile lesen?

Kannst du mal das Wort lesen?

Kannst du mal die Frage lesen?

Kannst du mal die Antwort lesen?

Kannst du mal den Text lesen?

Könnt ihr den Sketch spielen?

Can you read this sentence?

Can you read this line?

Can you read this word?

Can you read this question?

Can you read this answer?

Can you read this text?

Can you play the sketch?

Ebenso können wir den Satz I can’t read your handwriting variieren.

KOMMENTAR zu Language Barriers

Es ist die besondere Aufgabe des Englischlehrers, Achtung vor fremden Völkern, Kulturen und Sprachen zu wecken. Er muss sich angesprochen fühlen, wenn Kinder anderer Muttersprachen in seinen Klassen sitzen. Wir sammeln also die Bezeichnungen für all die Länder und Sprachen, die als Herkunftssprachen in der Klasse vertreten sind.  Erfragen wir auch von einigen Kindern, wie man das in ihrer Sprache sagt: Ich liebe Rumänien / Polen usw.  Vielleicht können sie auch zu Hause nachfragen und es sich vorsagen und aufschreiben lassen.

Die nützliche Formel What does it say? It says… (Was steht da? Da steht…)  übersetzen wir auch wörtlich: “Was tut es sagen?” Auf die unterschiedliche Aussprache von say und says ist extra  hinzuweisen. Dazu werden beide Wörter verschiedenfarbig eingekreist und extra nacheinander mehrfach nachgesprochen: say, says; say, says; say, says.

Can you do this? = Kannst du das auch? Wie es wörtlich heißt, durchschauen die Schüler von selbst.

Can I join in? heißt “Kann ich mitmachen?” „Can I join you“ hieße „Kann ich dazu kommen?“ Ein kleiner Unterschied.

Wir haben schon gelernt, wie man mit Hilfe von can jemanden freundlich zu etwas auffordert: Can you….  Hier bitten wir mit can um Erlaubnis: Can I…. Das sind  zwei der wichtigsten Sprechakte in und außerhalb der Schule.

 

Satzvariationen

 

Ist das Spanisch?
Ist das Englisch?
Ist das britisches Englisch?
Ist das amerikanisches Englisch?
Is that Spanish?
Is that English?
Is that British English?
Is that American English?

Natürlich werden auch all die Sprachen genannt, die die Kinder von zu Hause mitbringen.

Ich liebe Spanien sehr.
Ich liebe Italien sehr.
Ich liebe Rumänien sehr.
I love Spain very much.
I love Italy very much.
I love Romania very much.
Pass auf. Da kommt der Lehrer.
Da kommt der Musiklehrer.Da kommt Papa.
Da kommt Mama.
Pass auf. Sie kommt.
Look out! The teacher’s coming.
Look out! The music teacher is coming.
Daddy’s coming!
Mummy’s coming!
Look out! She’s coming.
Kann ich mitmachen?
Kann ich neben Tim sitzen?
Kann ich hinten sitzen?
Kann ich vorne sitzen?
Kann ich am Fenster sitzen?
Can I join in?
Can I sit next to Tim?
Can I sit at the back?
Can I sit at the front?
Can I sit by the window?

 

KOMMENTAR zu English

Jim fläzt sich herum und gibt sich gelangweilt. Das muss der Lehrer entsprechend vormachen.

English: Achten wir darauf, dass die Schüler (im Gegensatz zum Deutschen) das g anklingen lassen. „Hört mal den Unterschied: Inge, aber Ingo. Bei Inge hört man kein g. Aber bei Ingo und bei English!“ Dann mehrfach hintereinander nachsprechen: English, England.

Ask questions: Die Schüler sagen, wie wir’s uns im Deutschen richtig ausdrücken: „Stellt Fragen.“  Englisch heißt es wörtlich „Fragt Fragen“.  Englisch:  „Lasst uns ein Lied singen / Lasst uns singen ein Lied“.  Im Deutschen sagen wir meist: „Komm, wir singen ein Lied.“  „Englisch ist Spaß?“ Nein, Englisch macht Spaß.

Satzvariationen

Englisch macht Spaß.
Fußball macht Spaß.
Volleyball macht Spaß.
Tischtennis macht Spaß.
English is fun.
Football is fun.
Volleyball is fun.
Table tennis is fun.

Natürlich kann man hier auch schon weitere Fächer einarbeiten:

Englisch macht Spaß.
Deutsch macht Spaß.
Schule macht Spaß.
English is fun.
German is fun.
School is fun.
Komm, wir singen ein Lied.
Komm, wir spielen ein Spiel.
Komm, wir spielen einen Dialog.
Let’s sing a song.
Let’s play a game.
Let’s act out a dialogue.

Aber maßvoll üben! Richtig Spaß macht das Ausagieren der Dialoge.

KOMMENTAR zu Sleepy Johnny

Dieser Sketch macht mit dem present progressive auf anschauliche Weise vertraut. Wir müssen die Bedeutung dieser Form dann auch durch entsprechende Übersetzungen klar machen:

(Vorwurfsvoll) Johnny, what are you doing? 

Are you sleeping in class?

I’m listening.

This boy is driving me crazy.

Johnny, was tust du denn da?(Das präsentierende „da“ verdeutlicht die Funktion des present progressive)Schläfst du etwa (hier vor meinen Augen) im Unterricht? Bist du etwa am Schlafen?

Ich höre zu, bin doch ganz dabei, zuzuhören.

Dieser Junge macht mich noch verrückt. /… treibt mich noch in den Wahnsinn. (Wir brauchen beide Übersetzungen, um deutlich zu machen: crazy heißt verrückt, und drive hängt mit treiben zusammen.)

 

„I’m all ears.“ Die deutsche Redewendung von den Schülern erfragen. Ebenso Good God. Eine Schülerin schlug vor: Ogottogott.

Nr 1 der Hitliste ist „This boy / girl  is driving me crazy“.  Denke ich an die Begeisterung, mit der dieser Satz gesprochen und gespielt wurde, möchte ich wetten, die meisten werden ihn ihre Schulzeit lang nicht vergessen.

Auffällig, dass einige Schüler „in the class“ sagten: Das Deutsche schlug hier durch, obwohl ich bewusst „im Unterricht“  übersetzt hatte.

Satzvariationen

Was tust du denn da?
Was tust du da auf dem Boden?
Was tust da unter dem Tisch?
Was tust du da in der Küche?
What are you doing?
What are you doing on the floor?
What are you doing under the table?
What are you doing in the kitchen?
Schläfst du etwa?
Isst du etwa? / Bist du am Essen?
Singst du da?
Träumst du etwa?
Hörst du (auch) zu?
Liest du da einen Comic?
Are you sleeping?
Are you eating?
Are you singing?
Are you dreaming?
Are you listening?
Are you reading a comic?

 

Zur Kritik des fremdsprachlichen Anfangsunterrichts an der Grundschule

Ich zitiere aus der Süddeutschen Zeitung (12.7.04) über den EU in der Grundschule: „In einem sind sich alle Länder einig. Die Lehrkräfte sollen kein Wort Deutsch sprechen – auch wenn diese „Sprachbad-Methode“ manchmal stressig sei. Die Muttersprache ist aus dem Unterricht auszuschließen, um alle Zeit der Fremdsprache zu geben. Ein Grundirrtum, ja kapitaler Fehler!

Dafür liefert der Beitrag gleich ein Beispiel: „Wenn Marion K. Tiernamen an die Tafel schreibt und die Kinder Bildkarten auf den Tisch legen sollen. ‘Just put them in a row’, sagt Frau K. Sie sagt das sieben-, achtmal und zeichnet mit dem Zeigefinger dabei eine Linie in die Luft. Trotzdem verstehen nicht alle Drittklässler, was Sache ist. Sie versucht es tapfer weiter: ‚No, Christine, don’t write any numbers on your cards.’ Nur wenn das Chaos überhand nimmt, greift die Lehrerin zu einem deutschen Machtwort. Am Anfang, erzählt sie, seien die Schüler überfordert gewesen. ‚Wenn ich Englisch gesprochen habe, haben sie mich angeguckt, als hätten sie ein Gespenst gesehen’.”

„Just put them in a row“ – das hätte man doch sehr schön vormachen können, denkt man sich, und übersieht, dass es selbst bei scheinbar einfachen Sachen viel mehr Missverstehen gibt, als unsere Lehrerweisheit sich träumen lässt. Es ist eben keine Seltenheit, dass Schülerinnen und Schüler lange im Dunkeln tappen und erst einmal mit völlig falsch Verstandenem nach Hause gehen. Warum muss aber erst das Chaos drohen? Beim ersten Anzeichen des Nichtverstehens hätte die Lehrerin – vielleicht leiser, in einem anderen Tonfall – sagen können: „Legt sie einfach in eine Reihe“, um dann lauter zu wiederholen: “Just put them in a row”. Mit dieser Sandwich-Technik wäre alles geklärt, ohne jeden Stress des Nicht-Verstehens.

Wieso tut sie nun nicht das Naheliegende? Weil Ausbilder und Richtlinienverfasser ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet haben. Wie oft hab ich in diesem Zusammenhang von Schuldgefühlen gelesen, auch im Internet, diese Sache mit dem schlechten Gewissen! Die Muttersprache ist nur die Feuerwehr, die man  im Notfall ruft, wer aber ohne sie auskommt, ist King.  Und Marion K. handelt so, wie das Gesetz es befiehlt, zumal ja auch noch Besuch da ist.

Dass es aber den Stress des Nicht-Verstehens gibt, und zwar nicht nur als Ausnahmefall, das haben Schülerbefragungen nachdrücklich belegt. „Das Schlimmste für lernschwache Schüler war, überhaupt nicht zu verstehen, worum es ging und was der Lehrer von ihnen wollte“, heißt es in einer Befragung von über 1000 englischen Gesamtschülern der neunten Klasse. “The feeling of being lost in language lessons was so clear. It’s sad really” (Butzkamm & Caldwell 2009, S. 77).

Sch., die jetzt von der Grundschule auf die Realschule wechselt, liest mir ein Stück aus ihrem Englischbuch vor, an das sie sich sehr gut erinnert. Sie liest stockend, macht gröbste Aussprachefehler, man wird an Öttingers Einführungsrede als neuer EU-Kommissar erinnert: „Then they went to pay: Weißt du denn, was das heißt, was du da liest? Sie hat durchaus ein Grobverständnis der Geschichte und rät wild drauflos: „Went to pay? „Irgendwie Umarmung oder so“ (!). „Daddy, you finally bought something good.“ Ja, was heisst das denn nun? “Papa, das hast du gut gemacht.“  Da ist sie näher dran, aber wer so missversteht, kann diese Sprachstücke auch nicht aktiv gebrauchen. Sch. und andere Nachbarskinder, die ähnlich schlecht gelesen haben, sind reale Produkte des real existierenden Englischunterrichts. „You picked a bad example”, mag man einwenden, wie es Colonel Pickering dem Professor Higgins in My fair Lady vorwirft. Nun gut, lassen wir das dahingestellt. Für mich ist es eine Sauerei, wenn Kinder so für die Fremdsprache verdorben werden, wo es doch mit gleichem Aufwand viel besser ginge.

Das Thema Rolle der Muttersprache im Fremdsprachenunterricht beschäftigt mich nun schon seit 40 Jahren. Ich habe es eigentlich nie aus den Augen gelassen, ja mit einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgt. Die musste auch sein, angesichts des Widerstandes nicht nur im eigenen Lande, sondern weltweit. Wenn man aber lange genug bei einer Sache ist und sich gründlich auskennt, trägt man als Fachmann auch Verantwortung dafür, dass erkannte Missstände auch beseitigt werden. Notfalls muss man auch auf die Pauke hauen und Klartext reden, ohne Rücksicht auf Verluste, im Interesse der Sache, hier im Interesse der Millionen von Fremdsprachenschülern, denen man das Leben unnötig schwer macht. So sage ich’s gleich frei heraus: Man sollte den Richtlinienmachern  für die Fremdsprachen an den Grundschulen gehörig auf die Finger klopfen. Einsprachigkeit, wie sie sie verstehen, als Prinzip mit gelegentlichen Ausnahmen, muss von der Bildfläche verschwinden. Der Unsinn gehört weggefegt. Es ist ein Riesenunterschied, ob man die Muttersprache  (oder auch eine im Sprachland erworbene Zweitsprache) homöopathisch verdünnt, als Nothelfer, als letzte Instanz,  zulässt, oder als Kapital ansieht, das man einsetzt und für sich arbeiten lässt. In einem Fall ist sie die Ausnahme, im anderen die Regel, und die Regel sollte es auch sein.

Aber es heißt offiziell, die ganze Zeit sei für die Fremdsprache zu nutzen. Das ist ja gut gemeint, und ach so plausibel, so einleuchtend, aber auch so simpel, so platt, so platt.  Als ob wir das nicht alle schon längst wüssten.  Das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand. Auf Englisch kommunizieren lernt man dadurch, dass man genau das auch tut. Wir lernen die fremde Sprache, wenn wir uns in ihr bewegen, im Sprachland, aber auch im Klassenzimmer. Das ist die Grundregel jeden Fertigkeitserwerbs. Schwimmen lernt man letztlich durch Schwimmen. Basketball durch Basketball, aber nicht, wenn man stattdessen Volleyball spielt. Schon richtig. Aber trotzdem schlecht gedacht und schlecht gemacht. Und schon gar nicht recherchiert und geprüft. Natürlich wollen wir dahin, dass  alles auf Englisch läuft. Aber man verwechselt das Ziel mit dem Weg. Die Richtlinienmacher sehen nur die Sprachfallen, die die Muttersprache bereithält. Aber die sind nachweislich auch noch da, wenn die Erstsprache im Unterricht gar nicht gebraucht wird. Wir müssen nämlich nicht nur nach den Risiken, sondern auch nach den Chancen fragen.

Ich greife nur einen Punkt heraus: die grammatischen Vorleistungen der Muttersprache.

Was für’n Heikorei wird um die If-Sätze gemacht. Ein Grundschulkind hat schon Tausende von Wenn-Sätzen gehört, die ja so beliebt bei Eltern sind. Es versteht Bedingungen, kann mit ihnen umgehen, kann mit anderen darüber verhandeln, und das ist ungleich bedeutsamer fürs Lernen von if-clauses als die Tatsache, dass man Wenn-Sätze und if-clauses nicht stets eins zu eins aufeinander abbilden kann. If-Sätze habe ich z.B. mit Grundschulkindern  anhand des Protestsongs If I had a hammer geübt und dabei schlicht übersetzt. Oder nehmen wir Relativsätze. Hören Sie mal zu, wie man Bilderbücher mit den Kindern durchblättert: „Wer ist das denn da, der gerade über die Straße läuft? Wo ist denn der Hund, der sich die Wurst geschnappt hat?“ Unzählige Relativsätze. Dies, wie auch die Konditionalität, sind nur zwei Beispiele für die kognitiven Vorleistungen, die sich mit der Muttersprache und an ihr entfaltet haben und in das Fremdsprachenlernen eingespeist werden müssen. Wenn die Schüler das nicht zum großen Teil schon von sich aus täten, käme man im Unterricht nicht weit. Die Schule hat die Aufgabe, sie dabei zu unterstützen, dieses Potenzial auszureizen statt es zu ignorieren.

Zu viele spielen das Problem herunter. Ist es wirklich damit getan, wenn man seinem gesunden Menschenverstand folgt, nicht päpstlicher als der Papst ist und sich nicht scheut, die Muttersprache flexibel einzusetzen, etwa bei authentischen Texten, bei Liedern und Kinderreimen? Es wird ja nichts so heiß gegessen, wie’s gekocht wird. Also Einsprachigkeit ja, aber eben mit ein paar Abstrichen? Weit gefehlt!  Ich habe nichts gegen vernünftige Kompromisse, die gehören aber in die Politik, nicht da, wo man die Dinge wissenschaftlich hinreichend klären kann.

Die Lösung ist eben nicht ein bisschen mehr oder weniger Muttersprache. Man muss viel genauer hinschauen, um zu erkennen, was genau die Muttersprache leistet und wie entscheidend sie mithilft.  Dann erst bekommt man einen Blick für die Dimension dieser Mithilfe. Die Lehrer müssen  bilinguale Arbeitstechniken, die ich detailgenau beschrieben habe, kennen und im Verbund mit einsprachigen Arbeitsformen regelmäßig verwenden.  Seiteneinsteiger, die kein oder kaum Deutsch sprechen,  mit Herkunftssprachen, die weder Lehrer noch Mitschüler kennen, müssen den Umgang mit elektronischen Wörterbüchern lernen, die sie im Unterricht benutzen. Verstehen von neuen Ausdrücken ist das Wichtigste. Es geht aber nicht nur um die muttersprachliche Mithilfe bei der Bedeutungsvermittlung, sondern u.a. auch um bilinguale Grammatikübungen.

Schöne Erfolge sind möglich

Was mich aufregt, ist das unnötige Leid, das die in Richtlinien verbreitete didaktische Unvernunft erzeugt. Für die  Zukunft erträume ich mir einen Anfangsunterricht mit kleinen Klassen, in dem wir kleine Alltagsdramen lustvoll durchspielen, viel singen, tolle Geschichten hören und selber erfinden. Und noch eins: Am Anfang muss man klotzen, nicht kleckern. Zwei Wochenstunden Englisch ist zu wenig. Auch wenn wohl alle Bundesländer so verfahren, ist das Unsinn. Übrigens: Dass Grundschulkinder unter den üblichen schulischen Bedingungen schneller und besser eine gute Aussprache hinkriegen als Elfjährige, ist eine Mär. Dass man dennoch schöne Erfolge im Grundschulenglisch erzielen kann, wenn man’s richtig anfängt, kann ich mit Film- und Tondokumenten belegen (Klasse 4).

Handy Sketch
A Model Teacher Sketch (Text siehe Laugh & Learn Dialogues)
Wrong World Sketch (Text siehe Laugh & Learn Dialogues)
Sweet Home Sketch (Text siehe Laugh & Learn Dialogues)
Black Eye Sketch

 

19/5/ 2014. At  12.50. The lesson begins.  We study a new dialogue. Everybody listens. The sun shines. We feel the midday heat.

 

 

 

 

Forty minutes later. I asked them to do a read-and-look-up task while walking about the classroom. But give them an inch, and they’ll take a mile. Suddenly they were up on the desks. If I only knew which of them started it all. Must have been a boy. The visitor who took the foto says she doesn’t remember who started it…

Unerwünschte Nebeneffekte der falschen Einsprachigkeit

Es gibt bisher wenig beachtete Nebeneffekte der falschen Einsprachigkeit. Der Sprachstoff wird z.B. sorgfältig ausgewählt und visuell abgestützt, einzig mit dem Ziel, dass man in der Fremdsprache verbleiben kann. Aber was hat man sich damit eingehandelt? Auffällig ist die Konzentration auf das Einzelwort. So ist  z.B. das Thema „animals in the zoo“ sehr beliebt. Die Bilder sind eindeutig und die Kinder lernen die englischen Bezeichnungen, die Tiernamen ebenso wie Farbwörter und die parts of the body, aber nicht eigentlich das kommunikative Drumherum.  Und o weh, wenn die Lernenden aus dem Korsett ausbrechen und mal selbst mitreden wollen! Typisch folgendes Unterrichtszitat aus dem Bericht der SZ:

„Do you like orange juice? Ein Mädchen kann sich nicht entscheiden und möchte wissen, was halb und halb heißt … Please say: I like oder I don’t like. „Halb und halb“ ist eben nicht vorgesehen.“

Die Spontaneität und Bereitschaft, wirklich das zu sagen, was man sagen möchte, sterben ab. Das Gegenteil wäre richtig: die Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls sogar dazu zu ermuntern, in ihren Beiträgen den deutschen Ausdruck einzuflechten, wenn sie nicht weiterwissen (wie wir selbst das ja auch in entsprechenden Situationen tun). Die gut ausgebildete, sprachlich wendige Lehrkraft hilft dann mit dem fremdsprachlichen Ausdruck aus, den die Schüler von ihr übernehmen.

Einer meiner Deutschpraktikanten in England wunderte sich zunächst, warum alle Eltern seiner Schüler in den Sätzchen, die sie produzierten, die gleichen Berufe hatten, nämlich nur X, Y oder Z. Bis er dahinter kam, dass es eben die drei vom Lehrwerk mit Bildchen vorgestellten Berufe waren. Ähnlich dürfen unsere Anfänger nur die Hobbys haben, die im Lehrwerk vorkommen:

Klasse 5,  erstes Jahr Englisch. Jeder soll auf die Fragen How old are you? Where are you from? What’s your hobby? ein Sätzchen schreiben. Ein Mädchen fragt: „Was heißt Galoppreiten?“ Der Lehrer: „Nehmt nur die Wörter, die wir geübt haben.“ Darauf ein Junge: „Nimm doch einfach Fußball.“

Aber mit gezielten muttersprachlichen Einhilfen lernen Schülerinnen und Schüler, sich spontan zu äußern, auch Persönliches zu erzählen und eigene Meinungen zu riskieren. Lehrende können mit der Sandwich-Technik auch Aktuelles und Unvorhergesehenes zur Sprache bringen, ohne mit umständlichen Erklärungen Verwirrung zu stiften. Sonst versuchen sie nur das zu machen, was einigermaßen einsprachig, ohne jeden Rückgriff auf die Muttersprache vermittelbar ist. Authentische fremdsprachige Kommunikation wird dann Mangelware. Es gilt, die Muttersprache als ein Kapital zu sehen, das geschickt eingesetzt, großen Gewinn abwirft. Auf das geschickte Einsetzen kommt es freilich an. Das ist etwas grundsätzlich anderes, als die Muttersprache zu „erlauben“, wenn’s sonst zu schwierig wird.

Sprech- und Sangeslust

Tondokument: Eine Schülerin, am Ende der vierten  Klasse, liest vor
Tondokument: Do you speak English?
Song Yesterday

A bell is no bell till you ring it
A song is no song till you sing it.

Ich habe mal Kinder aus einem Dorf im Münsterland am Ende ihrer Grundschulzeit bekannte, in der Schule mündlich und schriftlich durchgearbeitete Texte vorlesen lassen. Angeblich soll ja die Aussprache so viel leichter fallen, wenn man vier Jahre früher anfängt als vorher üblich. Denkste. Bei vielen (wie vielen?) klingt’s scheußlich. Oben nur ein abschreckendes Beispiel, wobei zugegebenermaßen das laute Lesen auch zu Aussprachefehlern verführt. Soviel ist jedenfalls richtig: Das Zutrauen zur fremden Sprache, und damit auch die Lust zur fremden Sprache, hängen entscheidend davon ab, dass sie uns sprechmotorisch nicht mehr widersteht; dass uns fremde Sätzchen locker und leicht über die Lippen kommen, ohne ständige Stolperei; dass es sich gut anhört. Dann kommt Freude auf, so wie uns beim Tennis zum ersten Mal der richtige Rückhandslice gelingt, aber dann nicht nur einmal, sondern regelmäßig. Das erst macht uns zu Herren der Sprache, wenn wir sie richtig hören und artikulieren, fast mühelos, wie unsere Muttersprache. Wie viele Kinder produzieren aber am Ende der Grundschule nur Stolpersätze? Lieder sind hervorragend geeignet, fremde Artikulationen geläufig zu machen. Darüberhinaus stärkt Singen nachgewiesenermaßen das Gemeinschaftsgefühl und stimuliert die Abwehrkräfte. „Ein Schulmeister muss singen können, sonst sehe ich ihn nicht an“ (Martin Luther; siehe Lust zum Lehren, Lust zum Lernen, Kap. 7: „Sprache und Musik“)

 


Pädagogischer Notstand: Lernstandserhebungen

Methodische Fehler haben verheerende Folgen für lernschwache und wenig motivierte Schüler, die schnell aufgeben. So sind Fremdsprachen an  Grund-,  Haupt- und Gesamtschulen teilweise ein pädagogisches Notstandsgebiet geworden. (Natürlich sind auch noch andere, fächerübergreifende Probleme im Spiel).  Doch keiner guckt so recht hin.  Oder guckt schnell wieder weg. Unterlassene Hilfeleistung! Wir blicken in einen „Abgrund von Verantwortungslosigkeit.“ (Spiegel 27/2010)

Etwas ist faul in der „Bildungsrepublik“ Deutschland. Wir haben 7 ½ Millionen Analphabeten  in der BRD (Die Zeit 8.9.2011), und die haben keine Lobby. Die Risikogruppe der Schüler, die in den grundlegenden Kulturtechniken nicht über das Grundschulniveau hinausgelangt, liegt bei 18 %. (FAZ 1.9.2011). Das ist „eine Bankrotterklärung der Primarstufe, schreibt Heike Schmoll in der FAZ, ein Versäumnis, das keine weiterführende Schule aufholen kann.“

An diesem Bankrott ist das Fach Englisch beteiligt, das heute ebenfalls zur Grundbildung gehört.  Es gibt eine überwältigende Evidenz für das Versagen im Fach Englisch. Das ist seit den DESI Tests  (DESI-Konsortium 2008)  allen klar.  Zwei Drittel der Neuntklässler an Hauptschulen erreichen nicht einmal die erste Kompetenzstufe. Sie können kaum einen Satz auf Englisch verstehen. Bildungsverlierer auch im Fach Englisch.

„Noch immer bekomme ich Schüler, die behaupten, dass sie während ihres achtjährigen Englischunterrichts an der Haupt- oder Realschule keinen einzigen Satz frei auf Englisch gesprochen haben. “ (mitgeteilt von A.R.,  Berufsschule  Email 30.1.2013)

Fakt ist, dass die Grundlagen nicht gelegt werden. Noch immer werden Fremdsprachen am Anfang falsch unterrichtet, und zwar in allen Schulformen. Und nach meinem Dafürhalten auch in anderen Fremdsprachen, und in anderen Ländern, z.B. in Deutsch als Fremdsprache. Nur ein Beleg: „Fast die Hälfte der Studierenden sind nach 8 bis 13 Jahren Deutschunterricht nicht in der Lage, eine Prüfung auf dem B1 Niveau des GERR zu bestehen,“  klagt die Professorin Federica Ricci Garotti in ihrem Artikel: „Warum so wenige Kompetenzen nach so vielen Jahren Deutsch? Der Fall „Deutsch als Nachbarsprache“ in der Provinz Trento/Trient: Chance oder Problem?“ In ZiF 1 (2008).

 In den Anfangsklassen wird weltweit etwas verbockt, was gute Gymnasialschüler teils mit mehr Intelligenz, mehr Durchhaltekraft und besonders häuslicher Mithilfe überspielen können, und ihre Lehrer mit größerer sprachlicher Versiertheit. Durch die Arbeitsfreude einer hochmotivierten Leistungsspitze sowie durch ein gesundes, immer noch leistungsbereites Mittelmaß wird das letzte Drittel der Gymnasiasten mitgerissen. In der Hauptschule aber geben zu viele emotional instabile und gefährdete Schüler zu schnell auf und randalieren am Ende sogar, wenn man nicht ihre vorhandenen kognitiven Stärken direkt anspricht – nämlich die Begabungen zur Sprache, die jedem gesunden Menschen in die Wiege gelegt sind. Wie die Ökologie eines Gewässers kippen kann, so kommt es schließlich in vielen Klassen zu einem Punkt, an dem nichts mehr geht.

Die schlimmen Zustände waren aber schon längst vor DESI durch kleinere Lernstandserhebungen bekannt, die immer unter den Teppich gekehrt wurden. Wirklich niederschmetternd dann die flächendeckenden Lernstandserhebungen in allen neunten Klassen Nordrhein-Westfalens im Schuljahr 2005/6 (Schulministerium NRW.de 2005/6). Hier fiel ein Fächervergleich merkwürdig krass zuungunsten des Faches Englisch auf. So erreichten beim Leseverstehen englischer Texte nur 6 % der Hauptschüler die beiden oberen Leistungsstufen, bei Deutsch und bei Mathe waren es dagegen schon 12 % bzw. 19 %. Der Skandal ist also nicht mehr kleinzureden, zumal die DESI Ergebnisse auch noch durch den IQB Ländervergleich (Köller et al. 2010) bestätigt wurden. Olaf Köller, Hauptautor der Studie: „Traut man den Befunden, so ist der nicht- gymnasiale EU vielerorts gescheitert“ (Die Zeit 24.6.2010).  All das ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ich verweise auf Presseberichte.

Köller, O.,  Knigge, M. und Tesch, B. ( Hg.). Sprachliche Kompetenzen im Ländervergleich. Münster (2010): Waxmann Verlag.

Siehe auch unter Publications: „Schwache Englischleistungen – woran liegt’s? Glanz und Elend der Schule oder die Wirklichkeit des Fremdsprachenschülers“ ZiF 12:1 (2007) 1-17

https://ojs.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/index.php/zif/article/view/275/267

Presseberichte

  • Karin Kohl, „Bitte um Erlösung“ (Die Zeit 44/1983)

„Da fragt man einen Schüler der 9. Klasse, nachdem er fünf Jahre Englischunterricht genossen hat: What’s your name? Und er antwortet: Yes, I am.“

„Wie üblich habe ich den schriftlichen Test so leicht wie möglich gestaltet. Wie üblich wären mehr als die Hälfte der Arbeiten mangelhaft ausgefallen, wenn ich nicht mit Einverständnis der Fachkonferenz den Notenspiegel angehoben hätte. Und, wie üblich, empfingen die Schüler mit offensichtlichen Zeichen des Überdrusses ihre Zensuren: Sie wissen so gut wie ich, dass eine Vier keine Vier ist. Wer im vierten Jahr Englisch lernt und noch nicht weiß, was are heißt, wer I und it beim Lesen und Schreiben ständig verwechselt und there von their nicht zu unterscheiden weiß, wer nicht in der Lage ist, auch nur einen kurzen Aussage- oder Fragesatz auf Englisch zu formulieren, fühlt intuitiv, dass seine Leistungen nicht ausreichend sein können.“

Mein Kommentar: Immer wieder werden katastrophale Ergebnisse durch Notenschummel / Etikettenschwindel, der u. U. sogar noch von oben verordnet wird, verschleiert. Allzu oft war die Reaktion der Schulpolitiker bisher, die Messlatte niedriger zu hängen, auf dass auch schlechtes Englisch noch gut ist.

  • “Kaum etwas gelernt. Ein Gespräch mit drei Bildungsforschern” (Die Zeit 26/2010).

„Im Englischen sind die Probleme teilweise dramatisch, und zwar besonders in den neuen Bundesländern und in den nicht-gymnasialen Schulformen…Für die Schulen sind diese Englischergebnisse ein Armutszeugnis…Wir benötigen einen anderen Englischunterricht, in dem die Schüler sehr viel mehr zum Sprechen kommen.“

  • Kerstan, Thomas. (2008). „No Murks, please. Stoppt den Fremdsprachenunterricht an Grundschulen“,  Die Zeit 17.12.2008
  • Wiarda, Jan-Martin . (2006)„Lücken füllen“  Die Zeit  9.3.2006

„Marion Hillert erklärt ihren Schülern (Klasse 9, Hauptschule) die Übung mit dem Einsetzen auf Deutsch. „Wenn ich denen Reden auf Englisch halte, verstehen sie ja doch nur die Hälfte“, sagt sie. Ihre englischen Sätze beschränken sich daher auf Phrasen wie Open your books.  Ein echtes Gespräch mit ihren Schülern auf Englisch? „Wo denken Sie hin?“

Mein Kommentar: In dem Artikel werden anschließend an die Beschreibung dieser katastrophalen Englischstunde nur die üblichen Verdächtigen vorgeführt: konversationsfeindlicher, grammatisierender Unterricht, zu hoher Sprechanteil der Lehrer. Dass das falsch ist, wird den Lehrern mindestens seit den 60er Jahren gepredigt, landauf, landab. Kommunikation rein und Grammatik raus. Mehr Gruppenarbeit. Schreiben muss immer „kreativ“ sein. Diktate sind mega-out. Die Muttersprache darf nur im Notfall Hilfe leisten. Vokabellernen schon, aber bitte nicht zweisprachig. Die meisten Lehrer, die heute unterrichten, sind in diesem Sinne ausgebildet worden. Warum tun sie nicht endlich, was die Zunft von ihnen verlangt, und erzielen die längst fälligen Erfolge? Oder sollte die Lösung ganz wo anders liegen?

  • Wolfgang Krischke „Nutzloser Frühstart“ ZEIT, 12.4.2012:

»Die Lehrer müssen im Gymnasium noch einmal von vorn anfangen. Auf den Ergebnissen des Grundschulunterrichts, so wie er zurzeit stattfindet, lässt sich kaum aufbauen.«  Zu verspielt sei der Unterricht, oft unterfordere und demotiviere er die Schüler…“

Den Geburtsfehler des gesamten Fremdsprachen-Konzepts berühren diese Diskussionen allerdings nur am Rande: Er besteht im bildungspolitischen Irrtum, dass der frühe Start beim Erlernen einer Fremdsprache für sich genommen schon eine Erfolgsgarantie sei. Kinder im Grundschulalter, so die Vorstellung, würden sich die Fremdsprache fast noch so mühelos aneignen wie ihre Muttersprache. Diese Phase dürfe man nicht verstreichen lassen…“

Mein Kommentar: Krischke hat recht. Damit natürliche Spracherwerbsmechanismen greifen, bedarf es reichhaltigen Inputs, etwa wenn Kinder in ein Sprachbad eintauchen, wie es bilinguale Kindergärten bieten können – etwa wie die im Elsass, die ich eine Zeitlang im Team von Jean Petit mit begleiten durfte. Das Gehirn kann dann die vielen sprachlichen Einzelerfahrungen miteinander abgleichen und die dahinter liegenden Wort- und Satzbaumuster erkennen. Am Zeitfaktor scheitern auch andere Modetorheiten  der Frühförderung, etwa wenn man zweimal die Woche mit Kleinkindern zusammen kommt, um ihnen Babyzeichensprache beizubringen. Unter den üblichen schulischen Bedingungen brauchen wir „künstliche“ Lehrformen, mit denen ältere Kinder insgesamt besser fertig werden. Wenn wir bei Grundschulenglisch verbleiben, sollten wir im dritten Schuljahr anfangen, wenn die Kinder schon lesen und schreiben, dann aber klotzen, und nicht kleckern. Also jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Englisch, und mit ausreichend qualifizierten Lehrern.

Siehe auch:

https://ojs.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/index.php/zif/article/view/275/267