Es ist bekannt, dass die großen (amerikanischen) experimentellen Methodenvergleiche in der Fremdsprachendidaktik darunter gelitten haben, dass die zu vergleichenden Methoden ungenau beschrieben und ihr Aktualisierungsspielraum zu groß war, um eindeutige Ergebnisse zu erzielen. Denn die überprüften Methodenkonzeptionen umfassten jeweils ein ganzes Bündel unterschiedlichster Arbeitsformen. Das gilt auch für das Etikett, das gewöhnlich an den heutigen FU geklebt wird, also den kommunikativen Ansatz. Er existiert in vielerlei Gestalt, aber es bleibt bei dem modischen Etikett. Wer will denn schon „nicht-kommunikativ“ unterrichten? Unser Vorschlag lautet deshalb, (a) Künftig weniger globale Methodenkonzeptionen (z.B. der audiolinguale Ansatz, der kommunikative Ansatz, die Suggestopädie, die bilinguale Methode usw.) miteinander zu vergleichen oder gegeneinander auszuspielen; (b) künftig weniger großsprecherisch neue Paradigmen (z.B. Konstruktivismus, Interkulturalität, Handlungsorientierung), zu verkünde – es sei denn, man kann Konzeptionen und Paradigmen anhand von kleinschrittigeren, überprüfbaren Lehrtechniken beschreiben und konkretisieren. Diese sollen theoretisch fundiert sein, wären aber in ihrer Praxis schärfer als bisher zu fassen. Dabei wären Gütestandards zu entwickeln und pädagogische “Kunstfehler“ zu definieren – wie in der Medizin. Nur dadurch kann es gelingen, „Wildwuchs“ zu verhindern, echte Fortschritte als solche kenntlich zu machen und von bloßen Modetrends und leerer Begriffsklitterung abzugrenzen. Das Netz der Beschreibung muss so eng geknüpft sein, dass die gute Praxis durchgeht und die schlechte hängenbleibt.
Anzustreben sind evidenzbasierte Standards für bestimmte Basistechniken: So geht’s, oder auch so – aber nicht anders! Dadurch wird
– Erprobtes und Bewährtes der Nachwelt verfügbar gemacht,
– als lernbar, beherrschbar vorgeführt,
– Reformideen (neue Techniken) werden zur Anwendungsreife gebracht (oder aufgegeben!)
– und zugleich wird die Methodendiskussion versachlicht.
Man muss also wohl oder übel ins Detail gehen. Beispiel: Schwächere Schüler schonen, klingt gut. Und kann doch grundfalsch sein. Die Tücke steckt im Detail. „Wenn man beobachtet, was zwei Leute wirklich tun, die nach ihrer eigenen Aussage das gleiche tun, stellen sich oft verblüffend große Unterschiede heraus. Man muss an Ort und Stelle anschauen, was da geschieht,“ so der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Nico Tinbergen (1984).