Das alles entscheidende Experiment, das experimentum crucis der Naturwissenschaften, gibt es bei pädagogischen Methodenvergleichen nicht, vielleicht wegen der Fülle von Variablen. (Siehe den Artikel „Methodenvergleiche“ unter der Rubrik „Wissenschaftskritik“) Man denke z.B. an den anhaltenden Streit um das „Schreiben nach Gehör“ in der Grundschule. Aber in Sachen Einsprachigkeit spricht die kumulative Evidenz einer ganzen Reihe von Einzelstudien, die jeweils unterschiedliche Aspekte und Unterrichtstechniken untersuchten, ganz eindeutig zugunsten bilingualer Arbeitsweisen, natürlich in Kombination mit einsprachigen. Zusammengefasst bei Butzkamm & Caldwell (2009, S. 21ff. und passim). Das Buch kann bei Researchgate kostenlos heruntergeladen werden. Am Wichtigsten vielleicht C. J. Dodsons eigene Experimente in Language Teaching and the Bilingual Method (²1972, dort Kapitel „Experimental Data“). Die Studie begründete einen modernen bilingualen fremdsprachlichen Anfangsunterricht. Die Experimente wurden in Japan repliziert und Dodsons Ergebnisse bestätigt – mit statistischen Signifikanzangaben. Hier stand die bilinguale Sandwich-Technik im Vordergrund. Mir gefällt auch die 350 Seiten starke niederländische Studie von Meijer, wo über ein ganzes Schuljahr hinweg zwei Französischklassen miteinander verglichen wurden. Bei allen Tests (u.a. Interferenzfehler: Produziert die bilinguale Klasse mehr muttersprachlich induzierte Fehler als die monolinguale?) schnitt die bilingual geführte Klasse besser ab. Ich habe die Studie auf 7 Seiten referiert in Praxis und Theorie der bilingualen Methode (1980). Sie wurde meines Wissens bisher nirgendwo anders zitiert. Sehr gründlich auch das schwedische Gume-Projekt (Lennart Levin 1972), dessen Beschreibung ebenfalls ein ganzes Buch füllt und die Kontroverse um die Grammatik – bilingual oder monolingual – fokussiert. Zudem fallen alle mir bekannten Arbeiten zum Vokabellernen zugunsten zweisprachiger Techniken aus. Ich selber habe einen empirisch grundierten Zugang zu meinem Lieblingsthema über bundesweite Studentenbefragungen sowie Praktikumsberichte / self-reports in dem Büchlein Der Lehrer ist unsere Chance gesucht. Solch anekdotische Evidenz ist blicköffnend und kann auch vertrauenswürdig sein. Siehe insbesondere Butzkamm & Lynch: Evidence for the bilingual option (Journal of EurolinguistiX 15, 2018). Und ansonsten gibt es auch eine psycholinguistisch abgestützte Theorie der Muttersprache als „Sprachmutter“ (Butzkamm & Caldwell). Alle hier genannten Bücher wurden nicht von Mainstream-Schulverlagen publiziert. Möglicherweise wird aber international ein Umdenken eingeleitet durch den state-of-the art-Artikel von Hall & Cook in der renommierten Zeitschrift Language Teaching. In diesem Überblick über den Stand der Forschung heißt es unmissverständlich: “The way is open for a major paradigm shift in language teaching and learning‘’ (Language Teaching, 45, 3/2012: 299). Leider ist dies alles aber in der Praxis noch nicht angekommen, zum Nachteil all der Schüler, die es mit schwierigen Fremdsprachen zu tun haben.