Sie haben völlig recht – was Sie sagen, verstößt gegen die „didactical correctness“ und ist definitiv nicht im ‚mainstream‘ verankert. Und trotzdem mache ich mit blingualen Einschleifübungen (drills) sehr gute Erfahrungen, und auch bei der Einführung grammatischer Phänomene hilft in den allermeisten Fällen eine einfache Übersetzung den Schülern, die Bedeutung schneller und nachhaltiger zu erhellen als langwierige induktive Methoden („Grammatikraten“) und abstrakte Erklärungen….Analog dazu führen bilinguale Übungen in meinen Augen schneller zum Erfolg (Übergang in das Sprachkönnen der Lenenden) als kommunikativ / situativ angelegte Übungsarrangements. Auch bei den Interferenzen (ich möchte, dass du… (=) I want you to…) sind bilingual angelegte Übungen wesentlich effektiver, Fehler auszumerzen, als mit ‚chunks‘ oder Bildvorgaben zu arbeiten. …Aus diesem Grunde haben bilinguale Drills, neben den kommunikativ-situativ angelegten Lernarrangements, ihren festen Platz in meinem Unterricht – und ihre Berechtigung im Fremdsprachenunterricht insgesamt. (P.B., Gymnasium)
Erst gestern habe ich eine solche bilinguale Strukturübung in meinem Grundkurs Englisch 11aus gegebenem Anlass durchgeführt, nachdem der dritte Schüler „they want that he…“ gebildet hat. Eine knappe Erklärung auf Deutsch und dann gut 10 deutsche Sätze zum Übersetzen in inhaltlicher Anlehnung an die Lektüre, die wir gerade lesen und danach hat selbst der schwächste Schüler diesen Fehler später nicht mehr gemacht. Für mich ein Beleg, wie effektiv und zeitsparend diese Vorgehensweise ist! (P.B.)
Ich verwende bilinguale Drills immer wieder gerne und auch mal ganz spontan. Ganz aktuell in meiner neuen fünf, da dort ein grammatikalisches Tohuwabohu aus der Grundschule herrschte und es mit dieser Methode ganz sinnvoll erschien, allen Schülern die Struktur von einfachen Entscheidungsfragen zu verdeutlichen und es auch einzuüben. (Th.W., Gymnasium)
Ich habe hier in Chile durch Zufall eine Lehrerin kennengelernt, die mich mit in ihre Schule für Kinder armer Familien nahm, in der ich mit ihr gemeinsam einige Englischstunden gegeben habe, was mir sehr, sehr viel Spass gemacht hat. Kinder im Kindergartenalter waren darunter, wie auch16-18 jährige. Wir haben bilinguale semi- commmunicative drills ausprobiert: IT WORKED! Die Umstellung war für mich natürlich schon sehr gross, da das Ganze ja nun auf Spanisch und Englisch lief, aber es hat geklappt und wir waren happy. Nora
Ich setze die Technik regelmäßig ein, zuletzt im 11-Grundkurs Französisch als neue Fremdsprache, wo in Minimalzeit Unmengen von Grammatik eingeführt werden müssen und solche Übungen da natürlich sehr auflockernd und wirksam sind. Der Hit war letzte Woche nach “Pizza besteht aus Tomaten und Käse” etc. der Satz “Jungs bestehen aus Energie und Hormonen”. (E.A., Gesamtschule)
Ganz oft nutze ich reale Anlässe, um Strukturen daran zu ankern, so z.B. die Verletzung eines Schülers, die zur Folge hatte, dass er bis Weihnachten keinerlei Sport machen durfte: “X won’t be allowed to do any kind of sport until Christmas”. “Think of X” hieß dann die Parole, wenn es mit dem allowed nicht so recht klappen wollte, oder wenn any kind of kommen sollte. – Nach Weihnachten benutzten wir dann den Satz im past tense. (H.K., Realschule)
Ich habe also Ihre Strukturdrills vor allem auf Strukturen anwenden lassen und selbst angewandt, die im Klassenzimmer am häufigsten vorkommen, z. B. des Typs „What do you want me to do“ oder „You are supposed to complete the text“ oder „How about trying to…“. Ich denke und dachte mir dabei immer „Der Butzkamm sagt das, also darf ich kleines Licht das auch machen“. Dem zu Grunde liegt meine seit Jahren bestehende, intuitive Lust, die strukturelle Kontrastivität von Sprachen (ich unterrichte auch noch Französisch) durch den gezielten Einsatz der Muttersprache zu verdeutlichen. Wie Sie meiner Meinung nach völlig richtig sagen, ist es Quatsch (mein Wort, nicht Ihres), die Existenz der Muttersprache im Hirn des Lernenden bei der Produktion von fremdsprachlichen Sprech- bzw. Schreibakten zu leugnen bzw. so zu tun, als könne man ihn so unterrichten, dass er seine Muttersprache gleichsam „überspringen“ kann. (W.K., Gymnasium, Email 2007)
Die größte Arbeitserleichterung bei den Drills ist, die Schüler selbst deutsche Satzvorgaben machen zu lassen. Ich muß zwar ab und zu neue Satzideen eingeben, aber oft ist es ein Selbstläufer. (O. K. 5.1. 2008, Gymnasium)
Obama will soon come and see us here in Germany. I`m looking foward to Obama coming to Germany. You, too?. Mehrere Wiederholungen mit Abwandlung zu his/him coming … . Und dann ganz „unromantisch“ einige situativ sinnvolle Sätze, mit deutschem Stimulus: Ich freue mich darauf, dass du mich bald besuchst / dass Peter mich bald besucht / dass er mich bald besucht / dass mein Bruder bald heiratet / dass mein Vater morgen aus dem Krankenhaus entlassen wird / etc. (H.K. 2009, Realschule)
Ich merke immer wieder, dass neue Strukturen mit guten Drills besser verstanden und gekonnt werden. Ich suche mir 3-4 gute Beispielsätze (oft auch aus dem Kontext) und mache daraus einen adhoc-Drill. Ich gehe wie gewohnt vor (Semantisierung, etc.) und habe dann halt nicht so viele muttersprachliche Vorgaben, sondern lasse die Schüler welche sagen. Das klappt auch oft sehr gut, nur wäre es mir natürlich lieber, ich hätte zuhause Sätze vorbereitet, die es den Schülern einfacher macht, die neue Struktur gebrauchen zu lernen. (O.K. Gymnasium)
We were talking about the use of MT in the classroom, with both of us agreeing that it is very effective in a lot of ways. She said that the best practical pedagogical methods she learned at university came from you, and that she still uses them today. She included pattern drills…P.N.
Bericht mit Beispiel aus der Realschule: „Also bei Übungen mit deutschen Stimuli überlege ich mir sehr wohl, welches Vokabular der jeweiligen Lerngruppe gut vertraut ist. Oft übe ich aber auch – evtl. nach einem dt-engl. Einstieg – rein englisch (Stimuli manchmal auch per Flashcard – sodass meine Stimme gar nicht dazwischen funkt)
– Wie lange lernt ihr schon Englisch? >> How long have you been learning English?
– French >> How long have you been learning French?
– Dutch >> How long have you been learnbing Dutch?
– sitting here >> How long have you been sitting here?
– next to Nadine
– near the window
– Peter >> How long has Peter been sitting near the window?
– next to Nadine
– going out with Nadine >> How long has Peter been going out with Nadine?
– living next door to Alice
– you >> How long have you been living next door to Alice?
An solchen Stellen kommt es leicht zu einem netten Minidialog: „Alice? Who the hell is Alice? oder: “ There`s no Alice living next door to me/us.“ Die Stimuli schreib ich mir oft vorher auf, damit es reibungslos klappt, schließlich muss man seine Aufmerksamkeit auch noch für was anderes benutzen. Sehr gute Schüler können so etwas auch selbst vorbereiten. Oder man lässt so eine Reihe in Gruppenarbeit vorbereiten. “
Mein Kommentar: Wunderbar, dieses Beispiel aus der Praxis. Vor allem der Hinweis darauf, dass Schüler hier die Lehrerrolle übernehmen können. Also Lernen durch Lehren (LdL).