Wie helfen wir den Lernschwachen?

1. „Nahezu alles, was die moderne Schulpädagogik für fortschrittlich hält, benachteiligt die Kinder aus bildungsfernem Milieu“ (Hermann Giesecke)

Bei den Fremdsprachen ist es vor allem die „Selbstlernidyllik“, das ständige Insistieren der Schreibtischpädagogen auf Freiarbeit, Gruppenarbeit, Handlungsorientierung, kreatives Arbeiten, autonomes Lernen. Diese Dinge haben ihren Platz,  müssen aber ohne einen soliden Unterbau des Nachsprechens, Reproduzierens und Übens misslingen. Michael Felten warnt vor drei Illusionen: Lehrer müssen „das Vorwissen für neue Lernschritte nicht einfach voraussetzen (Startillusion), sondern sorgfältig in Erfahrung bringen.“ Sie müssen „nicht der gemütlichen These anhängen. Kinder wüssten selbst am besten, was gut für sie ist (Autonomieillusion), sondern deren entwicklungspsychologischem Bedürfnis nach Anleitung, Erklärung und Orientierung nachkommen.“ Sie dürfen „sich nicht mit zwei drei bestätigten Schülerantworten zufriedengeben (Verständnisillusion), sondern eine Palette an Verstehens-, Trainings- und Überprüfungsaktivitäten organisieren.“ (Die ZEIT).

Tipp: Wie wäre es mit dem täglichen Kurzdiktat? Ein inhaltsschwerer Satz, ein Aphorismus, oder ein Zitat aus der Popkultur.  Dann auswendig lernen. Sich die Texte einverleiben, bis sie ganz die meinen, die eigenen sind. Lernschwache Schüler schreiben das gleiche Diktat als Lückendiktat. Das kostet allerdings ein wenig mehr an Vorbereitung.

2. Man muss akzeptieren, dass nicht alle gleich viel erreichen können. Den Lernschwachen ist nicht geholfen, wenn man ihnen pausenlos Ziele vorgibt, die sie nicht erreichen können. Es hilft aber, ein Fundamentum und ein Additum zu unterscheiden, oder auch: ein Minimum festzulegen. Das könnten alle Basisdialoge sein, die intensiv eingeübt und gespielt werden. Das Schultheater ist auch für Lernschwache da! Zumal es kleinere und grössere Rollen gibt, die aber sämtlich zum Gelingen des Ganzen Beitragen. So ist das Vorspielen eingeübter Stückchen (dramapädagogische Elemente) gerade für Lernschwache ein erreichbares Ziel, das sie emotional anspricht, ihre freudige Mitarbeit anregt, ihre gestalterischen Kräfte mobilisiert und bereits als Probehandeln im Sinne einer Vorbereitung auf Alltagskommunikation in der Zielsprache verstanden werden darf. Beim Einüben werden Verstehensprobleme gelöst, indem ihnen der Lehrer die perfekte idiomatische Übersetzung, ggf. auch eine muttersprachliche Spiegelung, also das Doppelverstehen gewissermaßen frei Haus liefert. Damit werden mentale Ressourcen frei für das genaue Hören und intonationsgerechte Nachsprechen, das niemand den Lernenden abnehmen kann.

Es gibt bei Anfängern viel Sprechlust, bei Lernschwachen aber auch regelrechte Sprechangst. Das vom Lehrer richtig gesteuerte Nachsprechen von voll verstandenen Sätzchen / Satzstücken lässt keine Sprechangst, sondern Freude über das Gelingen aufkommen.

Siehe auch: „Mit der Ungleichheit fertig werden“ in Der Lehrer ist unsere Chance (2005, S. 56f.)

Einblicke: Der real existierende Fremdsprachenunterricht

Einblicke in den Tatort Fremdsprachenunterricht vermittelt das Buch  Der Lehrer ist unsere Chance.  Wie Schüler ihren Fremdsprachenunterricht erleben. (Essen 2005).  Es bietet auf solider empirischer Grundlage Innansichten der Schule von heute. Ich habe über Jahre hinweg studentische Aufsätze gesammelt,  in denen die eigene Schulzeit aufgearbeitet wird. Die Texte werden mit Daten aus einer bundesweiten Befragung kombiniert.  Man wird mitten in den Unterricht hinein geschubst, das ist manchmal zum Lachen, und manchmal vergeht einem das Lachen. Das Buch lädt ein zu einer Entdeckungsreise in deutsche und englische Klassenzimmer, und zwar anhand der Fremdsprachen. Am Ende kommt ein schonungsloses Bild des Schullalltags heraus, wo Glanz und Elend oft in derselben Schule dicht beieinander wohnen.  Ein Buch aus der Schule für die Schule, mit einigem schulpolitischen Zündstoff. Spannende Lektüre nicht nur für Lehrer der Fremdsprachen, sondern auch für Schulleiter, Schulpolitiker, Schulbehörden und nicht zuletzt Eltern.

Aus dem Vorwort:

Wir bewundern einen hervorragenden, ja herzerwärmenden Unterricht; dann aber betritt der Kollege und Amtsnachfolger die Klasse, und es sträuben sich einem die Haare. Wir begreifen: Das A und O einer guten Schule ist immer der gute Unterricht, in dem Schüler gemeinsam mit Freude lernen… Wir hören von begnadeten wie von „grottenschlechten“ Lehrern. Wie bekommen wir mehr von der einen, und weniger von der anderen Art? Wir brauchen eine mutige Politik, die den Kulturkampf der Parteien beendet, das Beamtenrecht ändert, in die Lehrerausbildung investiert und die Lehrerfrage löst. „Pfusch am Bau“ ist leichter nachzuweisen und genauer zu beziffern. Pfusch im Unterricht richtig zu bekämpfen, müssen wir noch lernen. Dazu soll dieses Buch beitragen. Werden wir den Wandel einleiten, auf den alle warten? Willkommen in der Wirklichkeit des Fremdsprachenschülers!

Aus dem Inhalt:

Was Schüler im Unterricht erleben / Auf den Lehrer kommt es an / Sind Schülerurteile gerecht? / Was Lehrer im Unterricht erleben /  Wie man Disziplin hält/  Mit der Ungleichheit fertig werden /  Plädoyer für die schützende Schule / Die Wirklichkeit des Fremdsprachenschülers: Deutschland / Flitterwochen mit der Fremdsprache /  Mangelware Kommunikation / Wieviel Grammatik braucht der Mensch?/ Die Muttersprache als Kommunikationshelfer / Die Muttersprache als Grammatikhelfer / Lehrdebakel: der muttersprachliche Wildwuchs / Sind Muttersprachler die besseren Fremdsprachenlehrer? / Unterrichtstipps / Methodische Kunstfehler / Klassenarbeiten / Die Wirklichkeit der Gruppenarbeit / Latein: pro und contra /  Blick über den Kanal: vom Deutschunterricht in England / Teaching to the tests / Sprachenlernen im Fremdsprachenland / Selbst die Hunde bellten Englisch / Lehrer besser ausbilden: Beispiel Fremdsprachen / Lehrer, unvergessen.

Weitere Innenansichten der Schule  vermitteln uns folgende Lehrern verfasste Bücher:

  • Marga Bayerwaltes, Große Pause! Nachdenken über die Schule. Piper Verlag 2004.

„Dieser subjektive und streitbare Bericht einer passionierten Lehrerin ist nicht nur ein Abgesang auf die Schule von heute, sondern entfaltet auch ein Bild von Schule, wie sie sein könnte und müsste – einer Schule als Lebensraum, iun der es nicht nur um neue Teststandards geht, sondern um das Gelingen von Unterricht.“

  • Frank McCourt, Teacher Man. Scribner 2006.

“Here they come. And I’m not ready. How could I be? I’m a teacher and learning on the job.”

Der Autor wurde berühmt, als er mit 66 Jahren, nach dreißig Jahren Schuldienst in New York den ersten Band seiner Autobiografie vorlegte: Angela‘s Ashes. Teacher Man ist der dritte und letzte Band.

  • Rafe Esquith, There are no shortcuts. New York 2003.

“How an inner-city teacher – winner of the American Teacher award – inspires his students and challenges us to rethink the way we educate our children.”

  • Bernhard Bueb, Lob der Disziplin. Eine Streitschrift. Ullstein Tb 2008.

„Mit dieser Streitschrift ziehe ich die Summe meines beruflichen Lebens. Ich möchte einer interessierten Öffentlichkeit die Schlussfolgerungen vortragen, die ich als Vater, Erzieher und Lehrer nach 33 Jahren gezogen habe.“

….

Siehe auch auf dieser Website unter English articles: „Inside foreign language classrooms“

Ebenso: „Schwache Englischleistungen – woran liegt’s?  Glanz und Elend der Schule oder die Wirklichkeit des Fremdsprachenschülers“ in: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 12:1 (2007), 1-17.

https://ojs.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/index.php/zif/article/view/275/267

Grundkonzept für einen neuen Anfangsunterricht

Richtig Anfangen: Grundkonzept für einen neuen Anfangsunterricht (von der Grundschule bis zur VHS)

„Richtig anfangen“ basiert auf fünf Grundannahmen. Die erste:
Sprachen werden besonders gut gelernt, wenn sie inszeniert und gestisch gestützt werden. Das ist Kommunikation in Bewegung, mit allen Sinnen. Menschen sind von früh auf befähigt, sich in andere hinein zu denken und hinein zu fühlen. Das ist unser soziales Talent. Kinder forschen in unseren Gesichtern, lächeln uns an und erwarten, dass wir zurücklächeln. Ab zwei können sie so tun, als ob eine Banane ein Telefon wäre. Wenig später können sie sich gewissermaßen Masken aufsetzen, können sich neue Namen geben und ohne weiteres Vater, Mutter oder den eigenen Hund spielen. So können sie mit Gusto Szenen nachspielen, in denen Menschen miteinander handeln, sich streiten oder aufeinander zugehen. Gesichter, Augenkontakt, Körpersprache – da hinein ist Lautsprache verwoben, und genau darauf bauen wir auch die neue Sprache auf, bei Kindern wie bei Erwachsenen.

Sprache hat Melodie und Rhythmus. Beide, Sprache und Musik, sind Ausdrucks- und Kommunikationsmittel zugleich und aktivieren großenteils dieselben Hirnareale. Neugeborene erfassen zuerst die musikalischen Komponenten der Sprache. Die Verwandtschaft mit der Musik gilt es zu nutzen. Also wird viel gesungen und gerappt.  Klar: Nicht jedem Lehrer gelingt das Singen gleich gut.  Aber Musik und Rhythmus können uns durch die vielen, für die gute Aussprache notwendigen Wiederholungen hindurch tragen. Außerdem kann Musik intensive Glücksgefühle bewirken und den Gemeinschaftsgeist stärken.

Die dritte Grundannahme: Unser Sprachsinn hat sich in und an der Muttersprache entfaltet. Sie ist für jeden Fremdsprachenlerner der größte Aktivposten. Wir können eine fremde Sprache überhaupt nur verstehen und sprechen lernen, weil wir uns schon als Säugling, Kleinkind und Kind jahrelang in Sprache eingearbeitet und kommunikative Kompetenzen erworben haben. Dieses schon in uns angelegte Wissen und Können gilt es konsequent auszureizen. Dann gelingt es auch, die Lernschwachen mitzunehmen. Muttersprachliche Mithilfe ist der Garant des Lernerfolgs. Denn ohne sie wären spielbare Sketche, die dem entwickelten kommunikativen Niveau der Lerner entsprechen, wie auch authentische Lieder, die ihrem Geschmack entsprechen und zugleich sprachliche Substanz bieten, von Anfängern nicht zu meistern. Formen der Zukunft oder der Vergangenheit, des Fragens oder Verneinens usw. können schon in den ersten Texten vorkommen. Eine strenge Ausrichtung an der Grammatik (die traditionelle grammatische Progression) sowie eine ebenso strenge Beschränkung des Wortschatzes werden überflüssig.

Die vierte Grundannahme: Sprachen sind kombinatorische Systeme, die immer neue Kombinationen erzeugen. In der Sprache machen wir „unendlichen Gebrauch von endlichen Mitteln“ (Humboldt). Hier gilt es ein grammatisches Potential richtig zu nutzen, das schon in der Sprache und im Sprachlerner steckt: das satzerzeugende, das generative Prinzip. Die eingeübten Konstruktionen und Redemittel dürfen nicht in den Basistexten, seien es Sketche oder songs, eingekapselt bleiben, sondern müssen variiert werden, um für neue Situationen zu passen. So wird ein Vers aus einem sea shanty für Alltagskommunikation nutzbar gemacht: What shall we do with the drunken sailor? => What shall I do with my hair? => What shall I do with my life?

Die fünfte Grundannahme betrifft das schriftgestützte Hören: Für Lerner, die schon lesen und schreiben können, sind neue Basistexte zugleich mit dem Schriftbild einzuüben, nach Art des Mitlesverfahrens.

Die theoretischen Grundannahmen werden hauptsächlich mithilfe von vier Arbeitstechniken praktisch umgesetzt:
• mit der Sandwich-Technik (siehe Wikipedia),
• mit der muttersprachlichen Spiegelung
• mit mündlichen, halbkommunikativen bilingualen Strukturübungen.
• mit der Mitlestechnik
Zwar bedeutet das Einstudieren von Liedern und Einüben auch kurzer Sketche für Anfänger stets intensive Arbeit. Sie wird aber gern geleistet, wenn am Ende der gut gespielte Sketch steht. Denn die Lerner werden doppelt belohnt. Die fremden Sätze kommen ihnen leicht von den Lippen. Zudem wird die Freude über das sprachliche Können durch das spielerisch-darstellende Element noch gesteigert. Denn der Sketch wird schon zum eigenen Text, wenn man ihm Stimme und Präsenz verleiht. Erst recht dann, wenn man aus gelernten Versatzstücken neue Texte schneidert und spielt.

Das Muttersprachenparadox

Eine der größten Herausforderungen für Fremdsprachenlehrer besteht darin, den Unterricht in der Fremdsprache durchzuführen. Jahrzehntelang haben die Richtlinien der Kultusbehörden dieses Sprachbad schaffen wollen, indem sie unisono die Einsprachigkeit des Unterrichts (mit einigen Abstrichen) einforderten. Genau das war der falsche Weg.

Er wurde eingeschlagen unter dem Eindruck des allzu freizügigen und regellosen Gebrauchs der Muttersprache. Die Frage war stets, wie man die Muttersprache zurückdrängt und es erreicht, dass so viel wie möglich in der Fremdsprache und durch sie unterrichtet wird. Wenn es aber stimmt, dass man eine Fremdsprache nur auf dem Boden einer erworbenen, natürlich gewachsenen, gelebten Sprache lernen kann, wenn es stimmt, dass die hier geschaffenen kognitiven Grundlagen das Lernen einer Fremdsprache überhaupt erst ermöglichen, stellt sich noch eine andere Frage: Wie kann man optimal an diese Grundlagen anknüpfen? Wie kann man erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Fremdsprache fruchtbar machen?

Beide Fragen erscheinen mir gleich berechtigt. Der Paradigmenwechsel bedeutet, auf den Punkt gebracht, dass nunmehr auch die zweite Frage ernsthaft gestellt wird und Antworten auf beide Fragen gesucht und miteinander verrechnet werden. Die Muttersprache gilt nicht wie bisher bloß als Störfaktor (der auszuschalten ist) oder Nothelfer (der geduldet wird), vielmehr müssen auch längst erprobte, ausgereifte bilinguale Arbeitsformen (u.a. Sandwichtechnik, muttersprachliche Spiegelung, bilinguale Strukturübungen, zweisprachige Lektüren in verschiedenen Formaten) in den Blick genommen werden. Es gilt, die Muttersprache (manchmal ist es heute eine natürlich gewachsene Zweitsprache, die u.U. stärker als die Muttersprache ist) nicht bloß hier und da zu „erlauben“. Es klingt paradox, aber wir müssen verstehen, dass gerade bei gezielter Mithilfe der Muttersprache die Fremdsprache als Arbeitssprache besser durchgesetzt werden kann.

Kleine Chronologie

1978
Dodsons bilingualer Ansatz “verlässt den Grund, auf dem die bisherige Sprachlehrmethodik ruhte. Ein ‘Paradigmenwechsel’ hat stattgefunden. “ (W. Butzkamm, Aufgeklärte Einsprachigkeit… 21978, 184.)

2002
„Es ist ein Trauerspiel, mit ansehen zu müssen, wie noch immer die traditionelle Einsprachigkeit in Richtlinien und Lehrbüchern verankert ist. Die Muttersprache gilt weiterhin als der Störsender, den man möglichst abschalten sollte. Dass sie auch der stärkste Verbündete der Fremdsprachen sein kann, wird nicht gesehen und nicht genutzt…Meinetwegen kann ja die Wahrheit warten, denn, so tröstet Schopenhauer, ‚sie hat ein langes Leben vor sich‘. Aber was ist mit den Schülern von heute? Ihretwegen sollte sich die scientific community endlich von einem fundamentalen Irrtum befreien und die mehr als zweitausendjährige Allianz von Muttersprache und Fremdsprache wieder herstellen.“ (W. Butzkamm, Psycholinguistik des Fremdsprachenunterrichts, 32002, S.XIV)

2004
„Die Zeit ist reif für eine neue Synthese…die bilinguale Revolution findet statt.“
(W. Butzkamm, Lust zum Lehren, Lust zum Lernen, 2004, S. 2)

2009
“Making the mother tongue the corner stone in the architecture of FLT is a true paradigm shift.” (Butzkamm & Caldwell, p. 15)

2011
“We live in interesting times: having lived through one paradigm shift, I now have the feeling this book marks the start of another.“ A. Maley, Review of Translation in Language Teaching: an argument for reassessment by G. Cook. ELT Journal 65.2, 192–193.

2012
„If their proposals are implemented, it will be a true paradigm shift.“ P. Scheffler, in his review of Butzkamm & Caldwell (ELT Journal 66/1, 2012. p. 119).

2012
„The way is open for a major paradigm shift in language teaching and learning“.
G. Hall & G. Cook, state-of- the-art article: „Own language use in language teaching and learning“ (Language Teaching, 45/2012, p. 299). Die Zeitschrift Language Teaching wird sowohl im Arts & Humanities Citation Index als auch im Social Sciences Citation Index gelistet.

Damit scheint die Zeit „der Zugeständnisse und der kleinen Korrekturen“ (Karl Popper) endgültig vorbei. Das Prinzip der Einsprachigkeit muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Denn nur auf dem festen Untergrund einer gewachsenen Sprache können wir uns einer Fremdsprache nähern.

Caveat: Der bilinguale Ansatz ist kein Freibrief für die hemmungslose Verwendung der Muttersprache. Es geht immer um die Kombination zielführender bilingualer Arbeitsformen (u.a. die Sandwichtechnik, muttersprachliche Spiegelung, bilinguale Strukturübungen) mit bewährten einsprachigen in einem prinzipiell fremdsprachig geführten Unterricht. Außerdem geht der Anteil bilingualer Arbeitsformen zurück, je kompetenter die Sprecher werden – so wie alle methodische Raffinesse sich schließlich selbst überflüssig macht. Wir übersetzen gewissermaßen, um vom Übersetzen los zu kommen – etwa so, wie mir mein russischer Dolmetscher bei einem Vortrag in Moskau (2002) berichtete: „Manchmal wollte ich die genaue russische Entsprechung für einen neuen Ausdruck wissen, aber mein Deutschlehrer setzte meist zu einer langen deutschen Erklärung an, die mich nur ablenkte. Ich wollte es genau wissen, um dann den neuen Ausdruck sofort richtig gebrauchen zu können.

Wider den Mainstream

(1) Die Muttersprache ist die Sprachmutter.

Wo Fremdsprache dran steht, muss auch Fremdsprache drin sein. Stück für Stück muss die Fremdsprache die Unterrichtssprache werden, in der alles geregelt wird.  Dennoch gilt: Die Muttersprache ist die Sprachmutter. Sie ist die unbefragte Voraussetzung allen Fremdsprachenlernens und der größte Aktivposten. Hier gilt es einen Jahrhundertirrtum zu beseitigen. Die Mutter­sprache liefert ganz unbestreitbar die kognitiven Grundvoraussetzungen für weiteres Sprachenlernen, sie ist der Boden unter unseren Füßen und in der Praxis auch das biegsamste, schmiegsamste, schnellste und genaueste Mittel der Bedeutungs- und Grammatikvermittlung. Es ist ein Riesenunterschied, ob man etwas als Nothelfer zulässt oder als Kapital ansieht, das man einsetzt und für sich arbeiten lässt. In einem Fall ist es die Ausnahme, im anderen die Regel.

(2) Schriftgestütztes Hören.

Für Schüler, die schon lesen und schreiben können, sind neue Texte zugleich mit Schriftbild einzuüben, nach Art des Mitlesverfahrens. Dodson (1972, S.16ff.) führte eine Serie von Lehr-Lernversuchen mit und ohne Schriftstütze durch (Fremdsprache Deutsch). Jedes Mal ergaben sich beim Mitlesverfahren weniger Nachsprechfehler und die Lernzeit war kürzer. Ähnlich statistisch kontrollierte Versuche anderer Wissenschaftler führten zu ähnlich guten Ergebnissen zugunsten des schriftgestützten Hörens, z.B. von Schiffler (2002, S. 63ff.) für den Französischunterricht. Er spricht von einer „signifikanten Überlegenheit in der mündlichen Leistung“. Auch hier ein scheinbares Paradox: die Beigabe der Schrift stützt die Mündlichkeit. Schiffler moniert: trotz der dargestellten empirischen Forschung wird in den letzten Jahrzehnten, speziell für den Frühbeginn des Fremdsprachenunterrichts ab der dritten Grundschulklasse…nach wie vor der schriftlose Unterricht gefordert.“  (Schiffler 2002, S. 64)

Wer Texte ohne Schriftbild einführt, macht es Anfängern schwerer, also falsch.  Es gibt – in der Methodik wie in der Medizin – eindeutige Kunstfehler, und die stehen auch noch in den Richtli­nien. Demnach soll nämlich das Schriftbild erst dann auftauchen, wenn das neu Eingeführte schon lautrichtig gefestigt ist.

 (3) Spracherwerb ist  Strukturerwerb.

Zugegeben: Spracherwerb ist zunächst Wortschatzerwerb. Ich muss wissen, wie das die  fremde Sprache benennt, das Essen, Trinken, Schlafen, Lieben usw.  Wie die Dinge heißen.  Das geht auch schon ohne Grammatik. Enorm wichtig, aber auch banal und sogar irreführend, wenn man darüber  den Wesenszug aller Men­schensprachen, the quintessential property of language (Pinker), aus den Augen verliert: unsere Sprachen sind kombinatorische Systeme, die immer neue Kombinationen erzeugen können. In der Sprache machen wir „von endlichen Mitteln unendlichen Gebrauch“  (Humboldt).  Wie bei der Muttersprache gilt es hier ein Potential richtig auszureizen, das schon im Sprachlerner steckt: das generative Prinzip.  Es ist ein Kardinalfehler der kommunikativen Didaktik, das generative Prinzip und damit das Geheimnis der Satzerzeugung aus den Augen verloren zu haben. Die konkrete methodische Umsetzung dieses Prinzips sind halbkommunikative bilinguale Strukturübungen. Ein Eckpfeiler einer modernen Sprachlehrmethodik: Die Wortverbindungen und Sätze, die uns in Texten begegnen, müssen  Keimzellen, müssen zum Muster für viele weitere Sätze werden.

Fazit.

Der moderne Mainstream  hat eine zweitausendjährige bilinguale Lehrtradition verworfen und sprach­wissenschaftliche Grundsatzpositionen (Humboldt) außer Acht gelassen, ohne neue tragfähige Theorie und empirische Absicherung. Dagegen gibt es belastbare empirische Evidenz für die positive Wirkung bilingualer Techniken, der Mitlestechnik und bilingualer Strukturübungen.

Sprachen: Einheit in der Vielfalt oder die Muttersprache als Sprachmutter

 

 

In allen Sprachen liegt die eine Sprache der Menschheit, „die sich in den zahllosen des Erdbodens verschieden offenbart.“  (Humboldt) Es ist „die Gleichartigkeit der menschlichen Natur“ und Welterfahrung, die sich in allen Sprachen, wenn auch auf jeweils eigene Weise, spiegelt.   Deshalb können wir einander verstehen, durch die verschiedenen Sprachen hindurch und über die Verschiedenheiten hinweg. Humboldt  trennte entsprechend die Sprachkunde, die die Einheit betont, von der Sprachenkunde. Aber  die „Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues“ sind so auffällig, und die Mannigfaltigkeit tritt so deutlich hervor, dass wir die Einheit in der Vielfalt übersehen, die  im Menschen selbst und damit vor allen Sprachen und natürlich auch vor allen Kulturen  liegt.  „Durch die Mannigfaltigkeit der Sprachen wächst der Reichtum der Welt und die Mannigfaltigkeit dessen, was wir in ihr erkennen“ – ja; doch es gilt:
Vielfalt in der Einheit, Einheit in der Vielfalt.

Ein Beispiel: Völkerkundler erzählen unterhaltsam von den eigenartigen Riten, mit denen Menschen die Zukunft vorhersagen wollen. Aber über den absonderlichen Praxen vergessen wir den gemeinsamen Grund, das allgemeine Bedürfnis, in die Zukunft zu sehen, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen. Es sind im Grunde alles Arten und Weisen, die Götter zu befragen. In ähnlicher Weise übersehen wir, dass die Sprachen unterschiedliche Ausprägungen derselben Grundformen unseres Denkens und Welterfassens darstellen.  Nehmen wir so etwas Fundamentales wie das Wunder der Wörter, die Tatsa­che, dass es Lautungen gibt, Klänge, rhythmische Erschütterungen der Luft, die an unser Ohr dringen und auf etwas verweisen. Das eben ist ja eine der großen Errungenschaften des menschlichen Geistes, dass etwas für etwas anderes stehen kann, zu dem es sonst überhaupt keine Beziehung hat. Es ist das Arbiträre, Unmotivierte, Unbegründete in der Tatsache, dass etwa ein Schall wie “rot” eine Farbe meint. Anders gewendet: Kinder sind wie alle Menschen jedweder Herkunft und Couleur  symboltüchtig, sie kennen intuitiv das Wunder der Zeichenver­wendung, das Wunder der Wörter. Ebenso kennen sie Grundmuster des Han­delns wie Essen, Sprechen, Laufen, Geben und Nehmen, basic event types. Sie wirken hinein in die kulturell verschiedenen Lebenswelten, drinnen und draußen. Bei uns zählen dazu Arzt, Bus, Tankstelle, Imbissbude, Wald und Wiese usw.

Intuitiv, und zunächst im Medium der Muttersprache,  haben wir nicht nur das Wunder der Wörter, sondern im Zusammenhang mit diesen basic event types auch das Wunder der Grammatik verstanden. Schon das vorsprachliche Kind weiß zwischen Personen und Sachen zu unterscheiden; der Unterschied wird dann von der Sprache ergriffen, ausgearbeitet und grammatisch relevant. Da kann man auch unterscheiden, wer etwas tut und wem etwas angetan wird, von wem, wo und womit. Bekannt sind uns auch schon Wechselwörter wie “du” und “ich”, die je nach Sprecher und Situation jemand anderes mei­nen, nicht dieselbe Person. Damit haben Kleinkinder noch zu kämpfen, die “ich” und “du”, “mein” und “dein” gern verwechseln.  Nun, sie mögen die Bezeichnungen verwechseln, nicht aber, was sie bezeichnen, ich und du und die Idee des Besitzens. Was könnte man von Schülern erwarten, die noch nicht über die Kategorien von “vor” und “nach” in Raum und Zeit verfügen? Wie könnten sie den progressiven Aspekt verstehen, wenn sie noch nicht den Begriff des Andauerns und Vor­übergehens entwickelt hätten? Ein Verständnis für komplexe Strukturberei­che wie Passiv- oder Relativsätze wird über mehrere Etappen erworben, die ein Schulkind schon hinter sich gebracht hat. Zunächst glauben nämlich die Kinder, dass die zuerst genannte Person immer auch die handelnde ist. Erst über seman­tisch irreversible Sätze wie “Das Mädchen wurde von einer Wespe gesto­chen” gelangen sie zu einem neuen Verständnis. Wie viel Relativsätze hat ein Kind schon gehört, mit dem man Bilderbücher ansieht: “Und wo ist der Mann, der …“?  Sie  haben auch schon gemerkt, dass bestimmte Sinn- und Sachverhalte weniger durch weitere Wörter, sondern durch kleine Veränderungen derselben und deren Gruppierung und Umgruppierung ausgedrückt werden.

Schulkinder haben anhand der Muttersprache einen grammatischen Grundvorrat ange­sammelt, auch wenn sie bis in die Schuljahre hinein noch dazulernen müs­sen. Zum Beispiel gibt es Schwierigkeiten mit Temporalsätzen, in denen die Ereignisse umgekehrt zur realen Ereignisfolge benannt werden. “Bevor wir essen gehen, müssen wir noch die Schularbeiten machen.” Weil hier das “essen gehen” zuerst genannt wird, meinen sie, es wäre auch zuerst dran.

Die grammatischen Vorleistungen der Muttersprache beschränken sich nun keineswegs, wie man meinen könnte, auf formal-funktionale Gemein­samkeiten, d.h. auf Fälle von Strukturgleichheit an der Oberfläche. Z.B.: Wir verstehen schnell, dass eine Sprache ein anderes Possessivum haben kann für einerseits ‘mein Kopf’ oder ‘mein Vater’ und andererseits ‘mein Löffel’ oder ‘mein Buch’. Wir können eben den Unterschied zwischen unveräußerlichem, nicht von mir trennbarem Besitz und einer anderen Besitzweise, einem auswechselbaren Besitz, nachvollziehen. So sind schon die Grundzüge der Temporalität, Kausalität,  Konditionalität,  Finalität und Konzessivität erworben, und zwar in dieser Reihenfolge. Wie beliebt sind etwa Wenn-Sätze bei Eltern! Grammatiken, die Bedingun­gen ausdrücken, ohne ein Wörtchen wie “wenn” zu haben, sind nachvoll­ziehbar, weil wir die zugrunde liegende Idee des “Wenn – dann” schon haben. Wir beherrschen auch schon die Logik des Kontrafaktischen: Wäre da nicht …, dann würde … Neu zu lernen sind nur die spezifischen fremdsprachlichen Ausprägun­gen.

Unser Menschenverstand bringt die eine Welt hervor, die uns zuerst und am gründlichsten im Medium der Muttersprache vertraut, verfügbar und mitteilbar wird. (Manchmal allerdings auch an einer ebenfalls natürlich gewachsenen Zweitsprache, die dominant wird und die Muttersprache gewissermaßen überholt).  Diese Naturwüchsigkeit, die enge Verflochtenheit mit all den unzähligen Fertigkeiten, Künsten, Anforderungen, Freuden und Sorgen des Alltags schafft eine innige, intime Vertrautheit und Leichtigkeit des Verstehens, die wir in die Fremdsprache hineintragen. Täten wir es nicht, wir kämen nicht weit. Alle Lerner tun es von selbst, sie können gar nicht anders.  Lehrer müssen diesen Prozess stützen, nutzen und kanalisieren, anstatt ihn zu ignorieren.  Hier gilt es, einen Jahrhundertirrtum zu korrigieren.

A paradigm shift in language teaching – at long last!

Goodbye Berlitz, goodbye Helen Doron, goodbye Rosetta Stone…

The fact that small children grow into their native language without the help of another one, has inspired countless reformers. Charles Berlitz proclaimed himself the inventor of the direct method (which he wasn’t), and in his schools any use of the learners’ native language was taboo. In our times Helen Doron schools similarly claim to be using „the only internationally acclaimed early English learning method that allows children to absorb English in exactly the same way they learn their mother tongue”, which is downright nonsense. A first language will always influence whatever language comes next.  The central idea, the exclusion of the children’s own language, has also been adopted by many public school systems and official guidelines for teachers, although in a less strict and dogmatic manner. A methodological monolingualism became the mainstream philosophy, as evidenced in many textbooks. The use of the mother tongue was invariably cautioned against, generally downplayed and rarely recommended, as a last resort only when nothing else will work. English-only became almost a badge of honour, and, admittedly, in the case of advanced learners quite rightly so. We don’t learn a language by using another one. Conducting a class through the medium of the foreign language is undeniably an aim all teachers should strive for – but one which many fail to achieve, in spite of long-standing official policies to enforce a monolingual classroom . Why?

Consider this: Commercial self-instructional courses today are curiously divided. There are computer courses which make “no translation” their central selling proposition (e.g. Rosetta Stone: “It essentially means that you learn German in German, without translations – like you picked up your mother tongue” – that very nonsense again!), and there are others which make regular and systematic use of their learners’ native language in various ways (Assimil; Birkenbihl; Michel Thomas…), thus making the very opposite their central selling proposition.  In suggestopedic courses pupils are regularly provided translations of basic dialogues containing the new material. The complete absence of the pupils’ own language on the one side, and the controlled positive use on the other – peaceful co-existence?

For more than a century this most vexing issue has been discussed and has often generated more heat than light, and it has certainly generated an immense literature by now.  Although in many countries monolingual teaching with some modifications carried the day, a number of researchers continued to question the monolingual assumption radically. Interestingly, some of them started out as „monolingual“ practitioners (the students’ native language being only a last resort), but changed their minds over time. This is also my own case. As early as 1976 I pressed for a „paradigm shift“, building on C.J. Dodson’s Bilingual Method, a book which opened my eyes when I was a young teacher of modern languages. On reading Dodson I could put the new bilingual techniques immediately into practice, and thus came to understand them by experimenting and observing their effects in the classroom. (See above  “Something of myself“)

In many ways what is now happening fits Thomas Kuhn’s description of a paradigm shift (in The structure of scientific revolutions), a significant change  away from the monolingual doctrine  in favour of a modern bilingual approach.  Over the years, more and more researchers have challenged the settled view of their predecessors, and it seems that a paradigm shift is just around the corner:

2003

„Drastic re-thinking of  foreign language methodology is called for“ (W. Butzkamm, „We only learn languag once. The role of the mother tongue in FL classrooms: death of a dogma“, Language Learning,  No 28, p.29).

2009

“Making the mother tongue the corner stone in the architecture of FLT is a true paradigm shift.” (W. Butzkamm & J. A. W. Caldwell, The bilingual reform. A paradigm shift in foreign language teaching, p. 15)

2011

“We live in interesting times: having lived through one paradigm shift, I now have the feeling this book marks the start of another.“ A. Maley, Review of Translation in Language Teaching: an argument for reassessment by G. Cook. ELT Journal 65.2, 192–193.

2012

„If their proposals are implemented, it will be a true paradigm shift.“  P. Scheffler, Review of The bilingual reform. A paradigm shift in foreign language teaching by W. Butzkamm  &  J. A. W. Caldwell.  ELT Journal 66/1, 2012, p. 119).

2012

In the influential journal  Language Teaching  – (listed both in  the  Arts & Humanities Citation Index and in the  Social Sciences Citation Index ) authors  G. Hall & G. Cook come to the conclusion:  „The way is open for a major paradigm shift in language teaching and learning“ (state-of- the-art article „Own language use in language teaching and learning“ , in Language Teaching, 45/2012,  pp 271-308).  With this authoritative review one can safely say that a century old tenet has been overturned. A dogma has been toppled.

According to Butzkamm & Caldwell the learners’ native language is ‘the greatest pedagogical resource’ that they bring to foreign language learning, as it ‘lays the foundations for all other languages we might want to learn’. While language teaching in many countries had to be officially monolingual with small concessions, modern brain research has shown that foreign language learning is a fundamentally bilingual endeavour. Thus it is not just a more flexible and less rigid attitude towards own-language use which is advocated today, but the well-targeted, systematic exploitation of the diagnostic potential of learners’ own language(s), however with the foreign language still being the working language of the classroom. What is now needed is the knowledge and dissemination of those carefully crafted and highly effective techniques in which the L1 is essential – techniques which are yet to filter into mainstream pedagogy (i.e the sandwich technique, L1 mirroring, bilingual pattern practice…).

Caution: A sophisticated bilingual approach is always a combination of both bilingual and monolingual techniques and does not give licence for the lax, unthinking or indifferent use of L1.  It is a highly purposeful, focused tool to promote L2 learning and communicative use in the classroom. We must at long last resolve the apparent paradox that with systematic mother tongue support (or the support of other languages lived and acquired early like the mother tongue) an authentic foreign language classroom atmosphere can be created much more easily than in classes with a mother tongue taboo.

And one more thing to soothe the doubters: In foreign language teaching, we translate in order to get rid of translation. The mother tongue „reduces its own usefulness as the course progresses. The bilingual method is a self-destructive approach which in time develops into a foreign-language medium approach.“ (C.J. Dodson)

Positive side-effect: in favour of cultural diversity:

A bilingual approach might even help to keep threatened languages alive, for a while at least. The mother tongues will be made use of in the teaching of national languages rather than being ignored and despised. Admittedly, I don’t have personal, first-hand experience with dying languages and with the situations the indigenous speakers and their children find themselves in. But it seems likely that some acknowledgement of indigenous languages in the schools and by the authorities might be a help and stave off total language loss. It is such a pity that so many small languages along with their unique windows on the world are dying out.

Get it right at the beginning

My foreign language teaching philosophy

“The difficulty lies, not in the new ideas, but in escaping  from the old ones.” (John Maynard Keynes)

I make four basic assumptions. First, languages are best learned when we act out situations and communicate face to face. There is eye contact, movement , body language. From very early on we can feel and think ourselves into other persons.  This is our social talent and our lifelong occupation. Pretend play is a way for young children to cope with situations, to gain experiences and better understandings of the world around them. Language is part and parcel of these situations, whether banal and every day, or critical, dodgy and delicate, serious or hilarious. Emotions are omnipresent. That’s why dialogues / sketches are our basic teaching texts, and they must be acted out face to face. Our learners, if rightly taught, perform them with verve and gusto no matter whether they are children or adults, slow or fast learners.  With our social brains we are naturally born performers and masters in make-believe.

School-We love it (Soundtrack)

English is cool (Soundtrack)

Sleeping in class (Soundtrack)

My second assumption is that our mother tongue – or another naturally grown and acquired language – provides  the foundational skills for foreign language learning. Years of mother tongue input and interactions have altered our brains and shaped our minds in ways that are overwhelmingly helpful for the acquisition of new languages. Here is an enormous capital that must be unlocked, freed up, and worked with cleverly rather than left aside.  Without mother tongue support, beginners couldn’t cope with the kind of linguistically demanding and eminently actable sketches needed to engage their interest. Future- or past-tense forms, if-clauses, passives, i.e. constructions usually offered later in the course, can be used right from the beginning. (They can be systematised and summarised at later stages). From the very first lessons, we can tap the communicative creativity and sophistication which we all possess in our mother tongue. Authentic songs are equally available from early on. My primary school kids learned to sing Sam Cooke’s Wonderful World and even the word famous Yesterday (which indeed proved a bit difficult). Weak learners need not fail.

The third basic assumption concerns compositionality as an essential feature of language: in language, we make “infinite use of finite means” (Humboldt). A finite stock of words or word groups can be recombined again and again to produce innumerable novel sentences – and thus, new ideas. This means that the words and constructions of the basic texts must not remain encapsulated in those texts, but must be extracted, recombined and varied in order to fit new situations.  (What shall we do with the drunken sailor? => What shall I do with my hair? => What shall I do with my life?). Unfortunately, bilingual techniques as well as the generative principle  have been largely ignored by recent methodologies.

The fourth assumption concerns the fact that the printed text can be an aid to listening rather than an interference factor.  Again, if  rightly taught,  the mutual support of script and sound outweighs possible interference effects.

These assumptions lead to four techniques that teachers should master:

  • The sandwich technique (see Wikipedia)
  • Mother tongue mirroring
  • Oral, bilingual semi-communicative pattern drills
  • The simultaneous reading technique  (Mitlesverfahren)

Complete mastery is never easy and must be attained through intensive practice. But learners are highly rewarded. The dialogue sentences will flow easily from their mouths.  It’s even more satsfying if they can vary the sentences to suit their own personal communicative needs. And giving the sketch a personal voice and a personal presence by acting it out is highly enjoyable.

Unity in diversity

All languages dance the same dance. For FL learners the mother tongue is the mother of all languages.Ethnographers and anthropologists have entertainedus with amusing stories of cultural practices.These practices, whichmay seem quaint to some of us, are real nonetheless, as real as the differences between languages.

 Download full text: Unity In Diversity (PDF, 28K)

Teaching grammar bilingually

“In my teenage foreign language work, mother tongue was the semantic bedrock that all my explorations built up from. How had I managed to exclude my real experience as a language learner from my practice as a language teacher for so many years?”  Mario Rinvolucri

FL teachers often complain that their pupils have “no grammar”. But central categories like verbs, nouns, adjectives etc. are only profound mysteries to the pupils in the sense that they cannot define them adequately. Given a few MT examples, perhaps a phrase with a slot for adjectives, they will correctly fill the slot with many more adjectives. Grammatical categories live in the minds of school children, they know them in a functional, can-do way, even if they cannot define them properly.

This knowledge, slowly acquired over our formative years, makes the MT the magic key to foreign grammars  – regardless of whether the grammars share the same surface features or not. Because they do share an underlying common logic which we have assimilated through our first language, even though all languages vary in the details of their expressive mechanisms.

Let me give just two examples.

School children, unlike infants, can handle pronouns like I, me, my, you, your, which are difficult because they shift their meanings according to who speaks. When I say I, I mean me; when you say I, you mean yourself, that is a different person from me. So, at an early stage, infants may say you, when they mean I, and vice versa. These difficulties have long been mastered by the time they come to school. The MT has paved the way.

We also take it for granted that we can say “my head” and “my father” as well as “my garden”. But we are mentally prepared to use a different possessive for “my garden”, as some languages in fact do – because it makes sense to distinguish between ‘alienable’ and ‘inalienable possession’. “My head” and “my father” will remain mine as long as I live, but I can sell my garden.

All languages have evolved means of expressing core concepts such as possession, location, direction, number, countables vs. uncountables, action, the doer of an action, the instrument of an action, negation, possibility, causation, condition, and a host of other concepts. It’s because of this, no matter how languages actually express these concepts, that one naturally acquired language is enough to open the door for the grammars of other languages. We are ready for these categories. Readiness is all. We have gained access, through the MT, to an overall logic found in all languages. To put it in a nutshell: two or more languages, but one mind.

So it’s all there already. Most of these concepts are available at the FL initial state. They are the base camp from which we set out to conquer new language territories. It has taken children years to obtain these competencies which make instruction possible in the first place, be it maths, geography or another language. It makes excellent biological sense for a new language to piggyback on, or plug into, this open channel of communication. All of us who are fluent in our mother tongue (or, additionally, in a second language acquired naturally) have a gift for foreign languages as well. My optimism here is quite realistic. However, monolingual orthodoxy ignores the very foundations on which FL learning is built.

Pedagogic research has shown that successful learners capitalise on the vast amount of linguistic skills and world knowledge they have accumulated via their own language – whether the teacher skilfully supports these processes or not. Brain research clearly says that learners must make this critically important connection – until the FL has established an ever-more powerful and complex network for itself.

Our job is to assist them in this task instead of ignoring, bypassing or suppressing what goes on in the pupils’ minds. We can use the MT as a rapid conduit (or pipeline) to grammatical meaning and conceptual understanding, and at the same time provide the necessary language bath.

The scandal of foreign language teaching is a double scandal. Some teachers use the MT too much, haphazardly, at the cost of the FL; others don’t use it at all, or sparingly, i.e. they never systematically use any of the highly efficient bilingual techniques, which are well-founded short-cuts to understanding that have stood the test of time.

 

Avoiding abstract terminology through idiomatic translations.

In textbooks sold around the globe to teach the world the grammar of English you can find explanations like: “Together with the perfect infinitive, needn’t assumes past meaning, thus negating, or questioning, the necessity of an already-completed action.” That’s as clear as mud to most learners, even if it was explained in the learner’s native language. Of course, it all starts to make sense with an example. But it makes even more sense if examples are accompanied by idiomatic translations, in turn making the rule superfluous:

German

You needn’t have said anything.You needn’t have come.You needn’t have gone to hospital. Du hättest nichts sagen brauchen.Du hättest nicht kommen brauchen.Du hättest nicht ins Krankenhaus gehen brauchen.

Translations provide a spontaneous intuitive understanding without recourse to language analysis.

Or take the following explanation: “If there is no question word in the direct question, we use if or whether in the indirect question.” Translation will do the job without further ado:

German                                                    French

He wanted to know if … Er wollte wissen, ob… Il voulait savoir si…

Just one more example: „We use the imagined past conditional when we want to talk about something which might have happened but didn’t happen, and the imagined consequences.” Correct as it is, it is gobbledegook to many learners. However, an idiomatic equivalent is likely to clarify things, as in the following:

German                                                   French

If it had rained, we would have stayed at home. Wenn es geregnet hätte, wären wir zuhause geblieben. S’il avait plu, on serait resté à la maison.

We don’t need terms like “imagined past conditional”, do we? The translation is already the grammar. It is the difference between slinging around technical jargon and offering immediately accessible insight. Real-life examples, well understood, are unwritten, silent rules which reflect language behaviour directly. People can learn foreign languages even if they are out of their depths when it comes to language analysis. Our minds were specially designed to learn languages, but not to do the mental acrobatics of linguistic analyses.

 

The mirroring technique

Here is another bilingual technique which can be extremely helpful but is never used in English-only teaching contexts. We have called it mirroring, and it is a kind of literal translation adapted for teaching purposes. It is optimal when learners have difficulties in parsing and processing foreign sentences correctly.

In our MT we see through the words to the meaning so automatically and effortlessly that we normally don’t pay attention to how things are said. But a FL often confronts us with bizarre, unheard-of, unthought-of ways of organizing thoughts. Here we need the clearest possible understanding not only of what is meant, but of what is actually said. We need to identify the meaning components and where they appear in a foreign language sentence, and mirroring is an elegant and highly time efficient way of just doing this. An excellent way of making foreign constructions immediately transparent. Let us suppose you’ve come across the following questions in Chinese and know what they mean:

Mandarin

nán bù nán?        难不难?hǎo bù hǎo?        好不好? Is it difficult?Is it good?

Now – is knowing what it means really enough? For a tourist, perhaps, but not for language learners. For them, making a global form-meaning connection is necessary, but not sufficient. They must also know how this idea is expressed in Mandarin. A double comprehension is both necessary and sufficient: a normal, situational understanding of the phrase and a formal, structural understanding. The latter can be smoothly provided by mirroring the phrase in English: Difficult, not difficult? Good, not good? This is the way the Chinese say it. Only now can we make our own questions even if we have never heard them before:

Mandarin

guì bù guì?           贵不贵?yuǎn bù yuǎn?     远不远? Is it expensive?*Expensive, not expensive?Is it far?*far, not far?

By making the MT dovetail with the FL construction, we achieve an uncomplicated clarity which grammatical explanations seldom have.

In German we don’t say “How long have you been teaching English?”, but *How long teach you already English? *How long work you already for this company?  *How long attend you already this course?

German phrase mirrored in English                                 German

*How long teach you already English?*How long work you already for this company?*How long / since when attend you already this course? Wie lange unterrichten Sie schon Englisch?Wie lange arbeiten Sie schon für diese Firma?Wie lange / seit wann besuchen sie schon diesen Kurs?

 

Idiomatic German                                  mirrored in English

There are two solutions.There were three speeches.There were two popes. Es gibt zwei Lösungen.Es gab drei Reden.Es gab zwei Päpste. *It gives two solutions.*It gave three  speeches.*It gave two popes.

For English learners of French:

Idiomatic French                                                                   mirrored in English

Il y a deux solutions.Il y avait trois discours.Il y avait deux papes. *It there has two solutions.*It there had three speeches.*It there had two popes.

What about German word order? Let’s mirror a basic German construction in English, and nothing can be so plain:

German phrase mirrored in English

Ich kann das Wort nicht finden.Ich kann viel Geld verdienen.Ich kann nichts hören. *I can the word not find.*I can a lot of money make.*I can nothing hear.

The very oddity of the construction will make it stick. Mirroring works as a kind of inoculation against unthinking transfer of mother tongue habits.

For Anglophone learners of German we can even imitate the fact that German adjectives take endings like nouns: Germans don’t say “green apples”, they say something like *”greens apples”. The MT analogy is a perfect mental tool to grasp foreign constructions intuitively. Mirroring can make “odd” constructions legitimate in the eyes of the learner, and the understanding that comes with it can be deeply satisfying. It is a shame that this central technique of unravelling the puzzle of foreign expressions should be so little used in classrooms.

Admittedly, mirrored versions are unnecessary if a new structure is readily transparent for the leaners, which is often the case in closely related languages. But let us take a really exotic language, for instance one where kinship terms are not expressed  by nouns but by verbs. Just imagine how long it might take one to figure this out. Mirroring is the solution, because what is actually said is something like:

I’m Jack’s  mother.I’m Jill’s  mother. *Jack sons me.*Jill daughters me.

In Turkish, ‘teşekkür ederim’ is the usual way of saying ‘thank you’. But only the mirrored version *thanks make-I’ will help you to build your own sentences.

All constructions, no matter how remote or exotic they may seem at first sight, will in this way find some echo in our linguistic consciousness.

Don’t we all know it in our bones: When we encounter a new piece of language, we want to know straight away what it means precisely and how it functions in a sentence, so that we can put it to use immediately, work with it and make the most of it? Or are we content with linguistic jargon and inaccurate guessing? Are we prepared to wait perhaps for weeks until the penny drops? Is the slow struggle for comprehension with a teacher miming and arm-waving and drawing little stick-figures on the board really preferable? – Let us do what comes naturally – it is all so blindingly obvious.

There are more of these clearly defined and brain compatible bilingual teaching techniques which we recommend using alongside proven monolingual activities. Their combined use can change both teachers’ and students’ lives for the better. If you ask me, the English-only orthodoxy is outright denial of assistance. Well, yes, a criminal act, when it comes to teaching beginners and intermediate learners.

 

Monolingualism: Yesterday’s dogma

What has kept the monolingual dogma alive for so long?  To my regret, I have found that a change of opinions is rarely observed in elderly academics. They have committed themselves to the monolingual idea and hate to admit that they’ve been wrong. So far as I know, there is only one well-known expert, Mario Rinvolucri, who has openly professed a change of mind.  The epiphany he describes is revealing.  So let me take up the quote at the beginning of this article:

“Thirty years ago I was so much part of the Direct Method orthodoxy of the day that I frowned on bilingual dictionaries and one day found myself miming the word ‘although’ in an elementary class! There were brilliant people in the class: one student whispered to another, ‘He mean “but”?’ When I learnt Spanish academically at secondary school, I wore out a couple of bilingual dictionaries in my keenness to launch from the mother tongue into the unclear waters of the target language. In my teenage foreign language work, mother tongue was the semantic bedrock that all my explorations built up from. How had I managed to exclude my real experience as a language learner from my practice as a language teacher for so many years?”

Thanks, Mario, for being so frank.

A pragmatic, face-saving compromise, i.e. a relaxed monolingualism with small concessions to some MT support, has only muddled the issue. It is no longer acceptable. The MT, or the language which has become dominant in a learner’s life, is the very bedrock indeed for the learning of FLs. Because it’s the best window into the logic of another language. The MT, the mother of languages, as an 18th century author put it. What is needed is a paradigm shift which, in any academic discipline, almost resembles a change of government or power. The proponents of monolingualism would lose influence. That’s why we can only count on a new generation of scholars to clean up this mess. But we can start now and free teachers from a self-defeating dogma. My hope, my utopia is to see foreign language teaching and learning made much easier than it is now.

Here is the book which deals in depth with this issue and describes a variety of well-documented bilingual techniques to extend your practice opportunities and enrich your teaching repertoire.

Wolfgang Butzkamm & John  A. W. Caldwell

The Bilingual Reform. A Paradigm Shift in Foreign Language Teaching. Tübingen: Narr Verlag, 2009

It ends with these words:

„Believe in the power of teaching. Experience the excitement of teaching. Make the FL the predominant medium and working language of the classroom. At the same time, teach with MT support. Teach with the wind beneath your wings.“