Zu fordern ist eine Didaktik nach dem Vorbild der evidenzbasierten Medizin. Wir sollten die ersten Schritte, die gemacht wurden, kennen und weitere Schritte in diese Richtung machen.
Seit einiger Zeit verfolge ich die öffentliche Diskussion über eine neue Qualitätskultur in der Medizin. Stürmisch wird gefordert, die Lücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen einerseits und der täglichen Behandlungspraxis in Krankenhäusern und Ambulanzen zu schließen. Für jede Operationsvariante sollen Ergebnisse aus ordentlich gemachten Vergleichsstudien vorliegen. Es könne nicht länger toleriert werden, dass es über ein Jahrzehnt dauere, bis Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien in der Praxis angewandt würden. Eine Pflichtfortbildung für Ärzte steht auf dem Programm. Riesensummen, von denen die Pädagogik nur träumen kann, sollen in die Qualitätssteigerung investiert werden. Gearbeitet wird an krankheitsspezifischen Leitlinien zur Orientierung von Ärzten bei der mittlerweile unübersehbaren Vielfalt von Studien. Die Leitlinien sollen vorhandenes Wissen über Diagnostik und Therapie zusammenfassen und den Wildwuchs verhindern. Sie sind nicht verbindlich, haben aber wohl erhebliche Auswirkung auf die Rechtsprechung. Inzwischen liegen Leitlinien in Langfassung und Kurzfassung vor.
Die Qualitätssicherung in der Medizin kommt also voran. In der Tat ist die Vereinheitlichung klassischer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen durch entsprechende Leitlinien längst überfällig. „Es ist schwer verständlich, dass die medizinische Versorgung immer mehr Mittel verschlingt, die Qualität aber wegen der zunehmenden Komplexität sinkt.“ (FAZ 15.8.01)
Entsprechend müssen wir uns fragen:
- Wie steht es um die Qualitätssicherung im Fremdsprachenunterricht?
- Prüfen wir unsere Hypothesen mit klar definierten unterschiedlichen Verfahren? Prüfen wir sie überhaupt?
- Können wir als Wissenschaftler den Lehrern vor Ort zumindest für Standardsituationen und Teilbereiche klare Leitlinien und eindeutig effektive, geprüfte Verfahren anbieten, die sie zur Kenntnis nehmen müssten?
- Wie verhindern wir den Datenmüll in unserem Bereich? Können wir den Praktiker durch gute Übersichten entlasten?
Wie verhindern wir, dass wichtige Erkenntnisse zugeschüttet werden von der Flut der Publikationen?