Der quälendste Fremdsprachenunterricht überhaupt

Im Spanischunterricht bin ich auf junge Lehrer getroffen, die offensichtlich die neuen Lehrmethoden (interaktiven handlungsorientierten Unterricht, nahezu ausschließliche Verwendung der Fremdsprache) begeistert aufgenommen hatten, und es war der quälendste Fremdsprachenunterricht überhaupt. Und der Unterricht, in dem ich am wenigsten gelernt habe, das muss ich auch dazu sagen. Es handelte sich hauptsächlich um einen Leistungskurs am Gymnasium, in den ich durch einen Schulwechsel eingestiegen bin, obwohl ich vorher einen Französischleistungskurs belegt hatte. Das Jahr, das ich verpasst hatte, holte ich dadurch nach, dass ich mir in den Sommerferien ein Spanischlehrbuch durchlas, und ein paar Lern-CDs hörte. Zum Schulbeginn konnte ich besser Spanisch als der Kurs, das hätte mir eine Warnung sein sollen! Der Unterricht bestand meistens aus Gruppenarbeit, Diskussionen, Lernspielen etc. Typischerweise lief die Gruppenarbeit so ab: Natürlich konnte keiner von uns sich flüssig auf Spanisch verständigen, aber im Unterricht sollten wir kein Deutsch sprechen, und zwar unter angedrohter „Strafe“ (schlechte Note). Wenn wir uns auch in gebrochenem falschen Spanisch irgendwie verständigen hätten können, wäre es aber viel zu langsam und außerdem peinlich gewesen. Unsere Unterhaltungen liefen also ungefähr so ab: „Kennst du das Wort? Nein, Mist, schnell guck im Wörterbuch nach, weißt du, wie man diesen Satz formulieren soll? Egal, schreib einfach irgendwas, Hauptsache kein leeres Blatt! Frau X kommt zu uns, sagt was auf Spanisch, los! Hola, no tenemos ningun problemo!“ Und hofften, dass Sie schnell weitergehen würde, und nicht, wie oft gefürchtet, sich dazu setzen würde, was immer betretenes Schweigen auslöste. Die „Diskussionen“ in der Klasse waren ähnlich zäh. Für die Klausuren und Tests lernten wir Texte auswendig. In der Uni lief es ähnlich, nur das die Kurse viel größer waren, und ich muss sagen, ich kann bis heute kein Spanisch sprechen, und es ist mir peinlich, es zu versuchen. Unsere Lehrerin war aber stets begeistert von ihren eigenen Unterrichtsmethoden, und hat nicht einsehen (wollen), dass wir beinahe nichts gelernt haben, außer vielleicht sich irgendwie durchzumogeln.

Sowenig wie ich für Spanisch machen musste, umso mehr für Englisch. Im LK hatten wir ebenfalls Diskussionen, und wir verwendeten ebenfalls nur die Fremdsprache, aber das war etwas anderes, weil wir alle fortgeschritten waren, und insgesamt nur sechs Schüler. Gruppenarbeit gab es nicht, weil wir ohnehin nur eine Kleingruppe waren. Aus meiner Sicht war das Gute an diesem Kurs, dass wir sehr viel Material gelesen haben, zum Beispiel musste jeder einmal im Monat ein englisches Buch vorstellen, und einen Aufsatz darüber schreiben, ganz abgesehen von den normalen Hausaufgaben. Wir haben also sehr viel Literatur gelesen, sehr viel selbst geschrieben, und die Diskussionen waren immer über Themen, die uns selber beschäftigten, oder auf jeden Fall Themen, zu denen wir eine Meinung hatten. Im Gegensatz zum Spanischunterricht lag der Schwerpunkt nicht darauf, die Fremdsprache sprechen zu müssen, sondern auf dem Inhalt der Unterrichts, zum Beispiel Filmanalysen, Vorstellen von Lieblingsliedern auf Englisch, eigenen Science-Fiction Geschichten etc.  (E.D. 2010)

 

My only shame was not sharing my learners L1 and having a song and dance to get my meaning over … which is fine most of the time and I can see that it does help learners construct meaning by using verbal and non-verbal cues. But personally I think bilingual teachers who know the learners L1 are in a much stronger position than teachers who don’t. In fact I felt so strongly about it that I helped to employ only bilingual teachers with English and Cantonese when I was in Hong Kong. (geblogged bei Jürgen Kurtz)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.